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Zu den Anfängen – E.L. Greiff

Cover von Eine gefährliche Gabe

 

Das erste Mal habe ich von diesem Buch gehört, als ich eine Werbebeilage vom dtv in der Hand hielt, die wohl einem Buch beigelegt war, kurz nach Erscheinen dieses ersten Bandes. Aufgrund des tollen Covers ist mir das Buch wohl im Gedächtnis geblieben und kurze Zeit später sah ich es auch im Buchhandel und schlich einige Zeit lang um das Buch herum – mit knapp 17€ fand ich es aber zu teuer für einen Coverkauf. Kürzlich sah ich dann die Taschenbuchausgabe für 10€ und nachdem mir die Autorin in einem Forum auch sehr sympathisch vorkam, kaufte ich es. Und es hat sich gelohnt. Wahrlich.

Wir begleiten einerseits Babu, Neffe des Bürgermeisters eines kleinen Dorfes, der von seltsamen vogelartigen Wesen ein Ei geschenkt bekommt und somit quasi auserwählt wird, das Dorf zu verlassen und gen Osten zu ziehen, wobei sich ihm jedoch einiges – unter Anderem die Vergangenheit seines Dorfes – in den Weg stellt.

Parallel begleiten wir Felt, Schwertkämpfer, der sich mit einer der Undae, den alten Frauen, die von einem Umbruch der Welt sprachen, auf dem Weg zu den Zwölf besonderen Quellen befinden, die Charaktereigenschaften der Menschen symbolisieren, während Felt gleichzeitig zu sich selbst findet.

Schließlich treffen die vier (Babu, sein Vogel, Felt und die Undae) aufeinander und erkennen ihre besondere Position und ihre Mission, die Welt vom Versickern der Quellen zu retten – gleichzeitig verwickelt sich Felt in einige Intrigen und erfährt einiges über die Vergangenheit seines Volkes, dem nun eine ziemlich eindrucksvolle Zukunft bevorzustehen scheint.

Wow. Ich habe das Buch ziemlich lange mit mir herumgetragen und über eine Leseflaute hinweg trug ich es in meiner Tasche umher – schließlich habe ich es dann in wenigen Tagen die letzten 80% des Buches gelesen und musste mich nach dem Lesen erstmal sammeln. E.L. Greiff baut hier in recht wenigen Seiten eine ziemlich komplexe Welt auf, die auch unglaublich schlüssig und nachvollziehbar dargestellt wird. Sinnvollerweise führe Greiff einen Chronisten als Nebencharakter ein, dem dann die Aufgabe zuteilwird, viele Hintergründe und gerade die gesellschaftlichen Dimensionen dieser Welt zu erklären – parallel dazu erfährt man zusammen mit dem Hauptcharakter immer wieder ein paar Häppchen über die kommende Bedrohung und die Hintergründe dieses drohenden Weltunterganges.

Mal ein paar Worte zu den Charakteren: Felt gefällt mir relativ gut, er ist so eine nette Mischung zwischen Kriegertyp und Familienmensch, eine sehr nette und sympathische Synthese, die als Held der Geschichte gut geeignet ist, gewisse Führungskompetenzen besitzt, sich aber eigentlich darin nicht besonders wohlfühlt. Das ist nicht unbedingt was ganz anderes, aber trotzdem gut gelungen. Babu ist da schon etwas Besonderes. Gerade die Sache mit dem Vogel und die Rolle, die ihm dann zuteil wird, machen ihn interessant. Er ist eigentlich nur ein Getriebener, kein aktiv Handelnder und trotzdem eine faszinierender Person mit ihren eigenen Idealen. Ich mag Babu sehr gerne und bin gespannt, wie es mit ihm weitergeht.

E.L. Greiff ist sich auch nicht zu schade, Charaktere einfach mal sterben zu lassen, wenn sie alles Nötige getan haben. Das finde ich immer etwas schade, kann es aber gut nachvollziehen. So vermeidet man offene Enden und Logiklücken – da könnte sich Hohlbein mal eine Scheibe von abschneiden.

Also nun noch zur Handlung selbst: Die vermisst man am Anfang doch ziemlich deutlich. Es dauert einige Zeit, bis man dahinterkommt, worum es eigentlich geht und erst nach der Hälfte des Buches, geht es dann tatsächlich in Richtung der Zwölf Wasser. Was dann allerdings passiert, gefällt mir ausgesprochen gut. Während es sich am Anfang noch ein bisschen nach Standard-High-Fantasy liest (nichts dagegen, ich lese sowas total gerne!), baut sich dann mit der metaphorischen Bedeutung der Zwölf Quellen als zwölf Grundwerte der Menschheit eine ganz andere Handlungsebene auf. Auf einmal sind wir wieder in der realen Welt, auf einmal geht es ganz konkret um moderne Wertebilder und vor einem gesellschaftlich brisantem Hintergrund baut sich diese Metapher wie ein Rahmen um die Geschichte auf, ohne aber aufdringlich zu wirken oder mit dem erhobenen Zeigefinder zu nerven. Das gefällt mir ziemlich gut und ich bin unglaublich gespannt darauf, wie diese Metapher in den nächsten Bänden fortgeführt wird und sich weiter entfaltet – ja, auch darauf, wie es ausgeht.

Ich mochte den ersten Band der Zwölf-Wasser Reihe sehr gerne und würde ihn auch Genreneulingen weiterempfehlen, auch gerne solchen Menschen, die Fantasy als etwas total banales und minderwertiges Kategorisieren. Das ist sicherlich auch nicht die höchste Literatur hier, aber sie nimmt vorsichtigen Bezug auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, ohne damit zu nerven und das kann ich kaum hoch genug anrechnen. Einen halben Stern Abzug gibt es für den etwas überfrachteten Einstieg, gerade der kleine Geschichtsvortrag ist mitunter etwas schwierig nachzuvollziehen und bildet so ein kleines Spannungstief, das das Buch eigentlich nicht nötig gehabt hätte. Dafür gibt es aber dennoch verdiente 4,5/5 Sternen und eine uneingeschränkte Empfehlung.

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