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Vergebung – Stieg Larsson

k-WP_20150727_001Seit ich Verdammnis gelesen hatte, sind fast zwei Jahre ins Land gegangen. Zwei Jahre, in denen ich diese Serie nicht angefasst habe. Die Eckpunkte hatte ich dennoch im Kopf, denn diese Reihe ist wirklich unvergesslich. Und netterweise führt der letzte Band auch nochmal schön in die Handlung ein.

In Vergebung wird die Geschichte von Lisbeth zu ihrem Ende geführt. Wir erinnern uns, sie war zuletzt bei Zala und wollte ihn ermorden. Das hat nicht so ganz geklappt. Nach ihrem Schusswechsel finden sich die beiden im Krankenhaus wieder. Lisbeth ist zunächst von der Außenwelt abgeschnitten und nach einer schweren Operation kaum zurechnungsfähig, da fängt Mikael schon an, sich um sie zu kümmern. Er besorgt ihr Anwälte und beginnt zu ermitteln, was es denn tatsächlich mit Zala auf sich hat – und dabei stößt er nicht nur auf ziemlich geheime Unterorganisationen im Geheimdienst, die nirgendwo auftauchen – sondern könnte mit seiner Millenium-Reportage auch das ganze Land in eine tiefe Krise stürzen. Und so kommt eines zum anderen, gegen Lisbeth soll Prozess gemacht werden und Mikael verwickelt sich immer tiefer im Dschungel der Vertuschungen.

Auch der dritte Band der Millenium-Saga ist ziemlich genial gemacht. Auf 850 Seiten ist natürlich auch viel Zeit, den Charakteren Spielraum zu geben, sich zu entwickeln und die Story wirklich groß anzulegen. Das ist sie hier. Ich will gar nicht so viel verraten, aber es werden wirklich fast alle Charaktere aus den ersten Bänden aufgegriffen, die Geschichten werden konsequent zu Ende erzählt, es gibt zahlreiche Nebenhandlungen, die doch irgendwie in die Geschichte um Lisbeth und ihren Prozess verwoben sind und es gibt natürlich auch wieder jede Menge Action.

Vergebung ist weitaus weniger abstoßend als es noch der erste Band war, es geht nur noch am Rande um Vergewaltigungen, sondern es ist ein viel größerer Rahmen um eine geheime Organisation innerhalb eines Staates, die außerhalb der verfassungsrechtlichen Grundlagen operieren kann – und das über Jahrzehnte hinweg, bis zur letzten Sekunde quasi.

Der Schreibstil ist dabei nach wie vor fesselnd und sehr flüssig. Man steht während des Lesens unter kontinuierlicher Spannung, weil kaum irgendwelche Banalitäten passieren. Alles ist irgendwie Teil des Puzzles, es werden keine unwichtigen Sachen erzählt – und dennoch hat man nicht das Gefühl, dass das irgendwie konstruiert wirkt, es scheint alles einfach wie aus der Realität gegriffen ineinander zu greifen.

Man muss dazu sagen, dass das Ende von Larsson nicht als endgültiges Ende konzipiert wurde, er hatte weitere Fortsetzungen der Geschichte geplant, diese werden aber von den Verwaltern seines Nachlasses nicht freigegeben, stattdessen arbeitet man unabhängig davon an einem Spin-Off. Dennoch wirkt das Ende wirklich gut gemacht, man hat das Gefühl, gut aus der Geschichte herauszukommen, es gibt eine Art Epilog, in dem tatsächlich die letzten Scherben zusammengekehrt werden, allen geht es gut, alle Charaktere sind auf ihre Art und Weise glücklich.

Mir hat Vergebung – wie erwartet – ziemlich gut gefallen. Ich habe es in wenigen Tagen durchgelesen und trotz der ganz ordentlichen Dicke (da ich ja seit einigen Monats nicht mehr von dem Umfang gelesen hatte), fand ich keine Längen im Buch und hätte es mir auch nicht kürzer vorstellen können.

Weil ich beim besten Willen nicht sagen kann, dass mich an diesem Buch irgendetwas gestört hat, vergebe ich gerne für diesen wunderbaren abschließenden Band noch einmal 4,5/5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung für ausdauernde Thrillerfreunde. Wer lieber in einer weniger kaputten Welt unterwegs ist, möge diesem Buch besser fernbleiben, aber wer auf spektakuläre und verwoben Thriller mit lebendigen und sich entwickelnden Charakteren steht, der möge hier bedenkenlos zugreifen. Und wem die ersten Bände gefielen, der sollte ohnehin nicht lange zögern.

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