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Tintentod – Cornelia Funke

Cover von Tintentod

 

Ich habe eine Reihe beendet! Dass ich ein Reihensammler bin, ist ja bekannt, aber das Abschließen von Reihen fällt mir immer ein bisschen schwer. Ich fange eher an – 15 offene Reihen waren es zu Beginn des Jahres, seitdem habe ich auch erst eine Reihe beendet – und jetzt habe ich die Tintenwelt-Trilogie abgeschlossen. Und es hat sich gelohnt.

Logischerweise setzt Tintentod dort an, wo Tintenblut aufhörte. Ich mag jetzt gar nicht so viel verraten (wer das Buch oder gar die Reihe noch gar nicht kennt, sollte trotzdem nicht weiterlesen),  aber im Wesentlichen dreht sich der dritte Band im Großen Stil um den Konflikt zwischen dem Tintenweber Fenoglio und seinem Antagonisten Orpheus, der aus Fenoglios Worten die Tintenwelt verändert. Mortimer in seiner Rolle als der Eichelhäher, der eine Art Robin Hood spielt, will die Stadt Ombra vor dem Natternkopf retten und geht bei der Rettung der Stadt nicht nur über Leichen, sondern handelt auch mit dem Tod. Das leere Buch und seine Eigenschaften spielt natürlich wieder eine entscheidende Rolle und am Ende dringt auch Elinor in die Geschichte zurück, bis es zum Showdown auf der Burg im See kommt, bei der nicht nur der Natternkopf und der Pfeiffer eine Rolle spielen, sondern alle Hauptcharaktere irgendwie beteiligt sind.

Immer, wenn ich so ein Buch mit so einem fulminanten Schluss durchgelesen habe, gehen mir zwei Wörter durch den Kopf: „Oh Whow!“ Auch hier war wirklich eine ganze Menge Tolles dabei. Die Charakterentwicklung, gerade von Mortimer und Resa war sehr stark, besonders Mortimer bzw. der Eichelhäher ist ein unglaublich ambivalenter Charakter. Der größenwahnsinnige Orpheus macht viel Spaß, gerade wenn man dazu noch den vom Schreiben müden Fenoglio hinzunimmt.  Der Natternkopf, seine Tochter und der Enkel sind auch eine klasse Kombination, die sich untereinander irgendwie nicht leiden kann, aber doch irgendwie scheinbar immer zusammenarbeiten, bis hin zum Ende, wo sie dann vollkommen unabhängig voneinander auf das Ende hinarbeiten. Das Ende ist einerseits recht klar ein positives Ende – und es muss sagen, das war auch absehbar. Ich hab es so ab der Mitte des Buches gespürt, wie das Ende aussehen wird und dass es gut ausgehen wird – andererseits bleibt auch ein bisschen was offen, sodass sich jeder seine Gedanken machen darf, was jetzt am Ende mit den beiden passiert.

Ein bisschen was von einer Dreiecksbeziehung war auch noch drin, das bleibt aber angenehm im Hintergrund und nervt nicht – ich find sowas ja, wenn es nicht gut ausgearbeitete ist, oft ganz schlimm, hier war es okay. Es ist halt immer noch ein Kinder- und Jugendbuch und kein High-Fantasy Zyklus. Der Schreibstil an sich hat mir auch sehr gut gefallen, es ist natürlich ein bisschen auf Kinder ausgelegt, was heißt, dass die starken Gewaltdarstellungen (die die Handlung durchaus hergeben würde) etwas gekürzt sind, was heißt, dass die Handlungsbögen nie überspannt werden und dass die Geschichte nie übermäßig komplex wird. Das heißt aber nicht, dass das Buch deshalb weniger anspruchsvoll und weniger gut ist, sondern ist erstmal nur ein neutrales Stilmerkmal. Mir gefiel das hier ziemlich gut, es war dadurch eben recht schnell zu lesen, kaum einen Satz musste ich zweimal lesen, aber es ist eine wunderschöne, bildrechte Sprache, ich konnte mir die Situationen immer gut vorstellen, alles war schön beschrieben und es war ein tolles Ergebnis, durch eine Welt aus Wörtern zu streifen.

Ich denke dieses Motiv habe ich in den letzten beiden Rezensionen schon gut erläutert, die Idee, in ein Buch hineinzukommen, ist an sich nicht neu, aber hier wunderschön und absolut einzigartig erzählt worden – und insbesondere wie am Ende die Rolle in der Tintenwelt mit der Rolle in der realen Welt vermischt  und eben auch wieder getrennt wird – gerade bei Mo, dem Buchbinder und Eichelhäher ist das am Ende Kern seines Charakters und es bleibt auch immer fraglich, wer denn Mo eigentlich ist.

Zusammengefasst: Tintentod ist ein würdiges Ende einer wunderschönen Trilogie. Ab 12 Jahren würde ich diese Reihe vorbehaltlos jedem empfehlen wollen, ob Junge oder Mädchen. Es ist eine wunderschöne Kinder- und Jugendbuchreihe, kann für Kinder der Einstieg in High-Fantasy sein, aber in jedem Fall werden einige Motive des Genres „kindgerecht“ aufgearbeitet. Auch Erwachsene können bestimmt viel Spaß in dieser liebevoll und bildgewaltig gestalteten Welt. Gute 2000 Seiten umfassend, ist die Reihe auch nicht so übermäßig und unübersichtlich lang. Ich mochte diese Reihe und insbesondere auch diesen letzte Band sehr gerne. Zwölf Euro
kostet der dritte Band, der die Reihe würdig abschließt und von mir gerne volle 5/5 Sternen erhält. Es ist einfach wundervoll.

 

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