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The Silkworm – Robert Galbraith

Cover von The Silkworm

 


Eigentlich sollte diese Rezension schon viel früher kommen sollen, nämlich ungefähr zwei Wochen nach Erscheinen. Denn am Erscheinungstag des Buches stürmte ich sämtliche Buchhandlungen in Wetzlar und Gießen, um am Ende des Tages eine Ausgabe in der Hand zu halten – zwar ziemlich teuer, aber das war es mir wert. Und ich habe es über zwei Monate lang nicht gelesen – obwohl mir eigentlich klar war, dass ich es lieben werde.

Einige Zeit nach den Geschehnissen in The Cuckoo’s Calling ist Cormoran Strike relativ bekannt geworden und kann es sich leisten, auch mal einen Fall abzulehnen. Doch das schafft er, bei dem Verschwinden eines Autors nicht – irgendwie fesselt ihn dieser Fall, denn kurz nach der Fertigstellung seines neuen Manuskriptes verschwindet er spurlos, das Buch gibt als nicht publizierbar, denn neben der Bloßstellung zahlreicher Persönlichkeiten, ist insbesondere das Ende voller unbeschreiblichen Gewaltdarstellungen. In den Verlagsredaktionen dieser Stadt wird das Manuskript heiß diskutiert und als Cormoran den Schriftsteller nach einiger Zeit bizarr ermordet findet, deutet alles darauf hin, dass der Mörder das Manuskript kennen musste. Dennoch tut sich Strike schwer, in diesem Fall zu ermitteln, in einem Milieu voller starker Persönlichkeiten, die ihre eigenen Rivalitäten austragen – und als dann auch noch eine junge Frau versucht, Strike zu erdolchen, gerät die Situation außer Kontrolle.

Ich habe ziemlich gejubelt, als ich erfahren habe, das J.K. Rowling ihre Krimiserie unter Pseudonym auch nach dessen Enthüllung fortsetzt. Und obwohl der zweite Band auch als eigenständiges Buch funktioniert, werden ganz viele Stränge aus dem ersten Band aufgegriffen, nicht nur Strikes Popularität wird immer wieder zum Thema, sondern auch die eher kalte Beziehung zwischen Strike und dem Freund (und künftigem Ehemann) seiner Assistentin Robin wird hier toll weiterentwickelt und mündet in einige damit verbundene Ereignisse. Man lernt Strike als Person besser kennen, seine Familie und Freunde werden thematisiert und spielen mitunter wichtige Rollen und er lernt auch neue Menschen und eine neue Bekanntschaft kennen. Ein Dauerbrenner ist natürlich auch sein Kampf mit der Prothese und dem ständig entzündeten Stumpf, den er trotzdem übermäßig belastet.

Wie ist denn das Buch sonst so? Die Handlung ist klasse. Es geht um Bücher und Autoren, es geht um Tabubrüche in der Literatur, aktuelle Strömungen wie Self-Publishment werden angesprochen und spielen eine Rolle und dann kommt die Übertragung der Literatur auf die Realität, zwischendurch steht die Vermutung im Raum, dass der Schriftsteller seinen Tod als Teil des literarischen Gesamtwerkes selbst inszeniert hat. Wie schon im Roman zuvor, sind wir im künstlerischen Milieu zuhause, ein Milieu, das sich für Krimis gut eignet und das Rowling/Galbraith scheinbar ziemlich naheliegt – all diese Charaktere kann ich mir gut vorstellen, sie sind – trotz ihres kurzen Auftretens – sehr gut charakterisiert und handeln nachvollziehbar und ihrer Situation angemessen. Die Beziehung zwischen Strike und Robin nimmt einige geniale Wendungen, wieder ist Robin in einer wichtigen Position vertreten und man merkt ihr auch an, dass dieser Job für sie eine richtige Passion ist – genau das, was sie auch selbst sagt und womit sie sich vor ihrem Freund rechtfertigt.

Ich mag den Roman sehr. Es ist ein toller Krimi, der entspannte und von Beziehungen geprägte Szenen hat, es gibt spannende Szenen und während der letzten 40 Seiten hatte ich durchgehend eine Gänsehaut. Meines Erachtens muss so ein guter Krimi, in dem man gerne versinkt, aussehen und ich hatte eine tolle Zeit beim Lesen. Rowling kann gut schreiben, ihre Sprache ist klar verständlich, ohne einfach zu wirken, es ist unglaublich flüssig geschrieben und hält einen immer bei der Stange. Für mich ist The Silkworm ein klasse Krimi mit Tiefgang, mit Aktualität und in dem einige interessante literarische Motive thematisiert wird. Für mich sind die Rowling-Krimis die Referenzen, an denen ich ein spannender und anspruchsvoller Krimi messen muss. Das hat sie hier erneut unter Beweis gestellt. Für mich kann es demzufolge nur die Höchstnote von 5/5 Sternen geben.

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