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The Hangman’s Revolution – Eoin Colfer

k-2016-11-08-23-47-57In der deutschen Übersetzung heißt dieses Buch „Der Klunkerfischer“ – was zugegeben eine tolle Wortschöpfung ist, aber ich hatte keine Ahnung, was damit gemeint sein soll, während man sich unter dem englischen Titel zumindest nach dem Lesen einiges vorstellen kann. Es war auch nicht so besonders günstig, zwischen dem ersten und dem zweiten Band über zwei Jahre Zeit vergehen zu lassen.

Wir begegnen wieder Chevie Savano, wieder im 21. Jahrhundert, aber in einer alternativen Zeitlinie. In dieser Zeitlinie hat Colonel Box die Weltherrschaft an sich gerissen und baut eine Gesellschaft auf, die an eine Dystopie erinnert. Es wird enorm streng erzogen, unbegrenzte Loyalität wird gefordert – auch von Chevie, die aber seltsame Gedanken in sich trägt. Und tatsächlich, schon nach einigen Kapiteln gelangt sie wieder in die Zeit zurück und kommt wieder mit Riley zusammen. Zwei Kämpfer von Box sind mit in die Vergangenheit gekommen und vergöttern den Vergangenheits-Box, der ein Untergrundkämpfer ist und die Revolution vorbereitet ist, nun. Chevie und Rileys Aufgabe ist klar: Sie müssen diese Revolution verhindern, damit diese Zukunft niemals Wirklichkeit werden kann. Es ist hier nicht nötig, den Ausgang zu verraten – aber wenn ich sage, dass noch ein dritter Band folgt, ist eigentlich genug gesagt, oder?

Ich hatte enorme Schwierigkeiten, in den Band hereinzukommen – und das lag weniger an Eoin Colfer, sondern eher daran, dass ich seit fast einem Jahr keine englische Belletristik in den Fingern hatte und entsprechende Schwierigkeiten beim Einstieg hatte – das Buch an sich fand ich großartig. Denn in diesem Buch kommen meine Lieblingsgenres zusammen. Die Haupthandlung spielt im viktorianischen London – einer Kulisse, die ich liebe. Es gibt so wahnsinnig viele Möglichkeiten, die auch hier großartig ausgenutzt werden. Die Kanalisation, der Untergrund, ein verlassenes Theater – das sind traumhafte Handlungsorte, die richtig mystisch wirken. Riley als Zauberer tut sein Übriges, um diese Kulisse auszufüllen. Dann kommt noch diese Dystopie am Anfang dazu – wer mich kennt, weiß, dass ich Dystopien sehr gerne habe – und ich fand es ziemlich großartig!

Dieser dystopische Anklang wurde zwar nur in den ersten Seiten wirklich ausgeführt, aber die Spuren tragen bis zum Ende. Chevie hat noch bis zum Ende wahnsinnige Probleme mit ihrer Prägung davon und besonders die zwei treuen Soldaten, die mit in die Vergangenheit kamen, sind ziemlich vielschichte Charaktere, auch weil sie sich zwar offensichtlich sehr ähnlich sind, aber dennoch völlig verschieden funktionieren – sie sind am Ende dann völlig verschieden, während sich die eine zum Gott aufspielt, schließt sich die andere den Gegnern an. Generell ist Colfer einfach grandios, wenn es um Charakterzeichnung geht. Man erfährt viel von den Innenwelten, man bekommt einiges über die Figuren mit, sie sind nicht bloße Handlungträger, sondern haben ihr eigenes Leben, ihre eigene Geschichte, die sie dann treibt. Und gerade bei Chevie und Riley am Ende war ich mir echt unsicher. Chevie zieht bei Riley ein, aber man ist ein bisschen unsicher, wie gerne sich die beiden haben. Vor allem Chevies Konflikt am Ende hat mich wirklich bewegt.

Insgesamt hat Colfer es mal wieder geschafft, ein wundervolles Jugendbuch zu schreiben. Ich mochte schon den ersten Band sehr gerne, ich schrieb sogar, dass ich es bereut hatte, ihn nicht früher gelesen und haben und genau diesen Satz kann ich auch für diesen Band unterschrieben. Ich werde dringend Sorge dafür tragen, dass ich mit dem dritten Band nicht nochmal zwei Jahre warte – zumal er ja schon seit einiger Zeit auf meinem SuB liegt. Bis dahin bekommt auch der zweite Band volle 5/5 Sternen von mir. Ich habe eben wirklich nochmal überlegt, was mir an Kritikpunkten einfällt, aber ich hatte tatsächlich nicht viel anzumerken – außer dass es vielleicht hilft, wenn man den ersten Band noch im Kopf hat, um die Charaktere besser zu verstehen (ich habe sie am Anfang auch gerne mal verwechselt) – für das Verständnis der Grundhandlung ist es nicht notwendig.

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