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Serapionsbrüder #26: Der Zusammenhang der Dinge

k-WP_20151112_003Der letzte Abend der Serapionsbrüder hat begonnen. Drei Geschichten bekommen wir noch zu hören, bevor der Kreis der Serapionsbrüder endgültig auseinandertritt – kurz gesagt geht es nun so langsam auf das Ende dieses Blogprojekts zu – und der Zusammenhang der Dinge ist noch einmal eine etwas längere Geschichte, die knapp 50 Seiten umfasst.

Die Geschichte dreht sich im Wesentlichen um zwei junge Adlige, die unterschiedlicher nicht sein können. Der extrovertierte von ihnen bewirbt sich um eine junge Frau, verwechselt sie aber auf dem Ball und hält alles für eine Form des Schicksals, den ‚Zusammenhang der Dinge‘. Der Introvertierte von ihnen erzählt eine lange Geschichte über einen jungen Mann im Krieg, wie er ihn überlebt, als Verräter angeklagt war und fliehen konnte und schließlich seiner Seite zum Sieg verholfen hat. Man bittet ihn, noch das Ende zu erzählen, doch dazu kommt es erst zwei Jahre später.

Später hat der Extrovertierte seine Angebetete geheiratet, doch nie bemerkt, dass sie ihn gar nicht zu lieben scheint. Der Introvertierte kehrt nach zwei Jahren wieder heim, um das Ende seiner Geschichte zu erzählen: Er gibt sich als der Protagonist seiner Geschichte zu erkennen und erzählt, dass er schließlich sein Glück in einer Frau gefunden hat, die er vor den Augen der Zuhörer heiratet.

Ich muss sagen, auch diese Geschichte ließ mich ein bisschen ratlos zurück. Auf den ersten Blick fielen mir die typischen Motive Hoffmanns ein. Ich denke an die verschachtelten Erzählstrukturen, indem hier jemand in der Geschichte in der Geschichte erzählt und diese Geschichte dann mit der ersten Erzählwelt wechselwirkt. Auch die unerfüllte Ehe ist etwas, das wir ja schon aus vielen Geschichten kennen. Interessant fand ich auch die Entwicklung der beiden jungen Adligen, die sich scheinbar parallel entwickeln und doch so unterschiedlich sind.

Diese Geschichte führt innerhalb der Rezeption ein bisschen ein Schattendasein. Es gibt wenig Arbeiten zu der Geschichte, obwohl ich das nicht so ganz nachvollziehen kann. Die Rezeption fällt auch in den Serapionsbrüdern schon ziemlich kurz aus, nach kaum einer halben Seite, auf der sinngemäß gesagt wird ‚Das war doch ganz schön‘ geht es schon wieder mit der nächsten Geschichte weiter. Auffällig ist auch, dass diese Geschichte als einzige unter den längeren Geschichten keinen Wikipediaartikel hat. Gut, das ist nicht so wirklich aussagekräftig, aber die Korrelation ist ganz schön zu sehen.

Das spannendste an diesem Text fand ich den namensgebenden Ausspruch, der sich schon in der Einleitung ganz direkt auf Goethe bezieht, die beiden – und insbesondere der Extrovertierte – glauben an eine Art von Schicksal und zwar so in Form eines Übersinnlichen, das ‚die Welt im innersten zusammenhält‘, eben einen Zusammenhang der Dinge. Interessant wäre es, mal zu betrachten, wie dieses Glaubenskonstrukt im zeitgenössischen Kontext existiert, wie das tatsächlich geglaubt wurde und was es damit wirklich auf sich hat. Aber auch die Erzählebenen und die verschiedenen Facetten des Introvertierten wären sicherlich mal einen genaueren Blick wert.

Insgesamt würde ich diese Geschichte mal als eine der übersehenen Perlen in Hoffmanns Gesamtwerk ansehen wollen. Mir gefiel die Geschichte wirklich gut – sie passt gut zu Hoffmann, sie ist definitiv nicht ‚nur‘ so ein wenig spannender Werbetext und greift einen spannenden Gedanken auf. Ich mochte sie sehr gerne und ich denke, sie ist sicherlich mal ein guter Geheimtipp für alle Hoffmann-Fans.

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