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Serapionsbrüder #25: Erscheinungen

k-WP_20151112_003Im Vergleich zu letzter Woche fällt sofort auf: Es gibt wieder eine echte Geschichte, eine kleine abschließende Geschichte des Abends. Da diese nicht zu wirklicher Heiterkeit führt, muss hinterher noch ein bisschen gesungen werden, bis die Brüder in erzwungener Heiterkeit auseinandergehen.

Wir befinden uns in der Belagerung von Dresden. Zufällig bekommt unser Erzähler mit, wann die Angriffe stattfinden sollen, Cyprian erzählt uns nachher, dass das auf einer wahren Begebenheit beruht, die er in seinen jungen Jahren erlebte. Während des Angriffs versteckt er sich und trifft dabei auf ein junges russisches Mädchen, das er sofort in sein Herz schließt. Kurz darauf zieht das Mädchen ein Messer und versucht ihn umzubringen, was der Vater mitbekommt. Der Erzähler macht sich schnell aus dem Staub. Als er später versucht, die Personen wiederzufinden, ist diese nicht wieder aufzufinden, er deutet es als eine Erscheinung des Kriegs.

Ich muss zugeben, ich habe die Geschichte glaube ich nicht wirklich verstanden. Irgendwie geht es um die Belagerung und eine merkwürdige Erscheinung, die niemand beobachtet hat und niemand nachvollziehen kann. Erst ist das Mädchen verschreckt und zurückhaltend und er nimmt sie liebevoll in den Arm, während der scheinbare Vater sich zum Beten (?) abgewendet hat, später dann wird sie regelrecht heimtückisch und will ihn ermorden. Also es ist irgendwie so eine Art Spukerscheinung, worauf der Titel hindeuten würde?

Die Geschichte wird kaum rezipiert, man liest bei Segebrecht einen hämischen Kommentar, dass sich Hoffmann bei seinen Wohltätigkeitstexten wohl wenig Mühe gebe. Ohne Honorar zu bekommen sollte er zu einem Buch zugunsten der Opfer der Belagerung einen Text beitragen und es ist nicht ganz klar, wie dieser Text entstanden ist, aber er ist in jedem Fall wurde er irgendwie aus alten Tagebucheinträgen zusammengestückelt und dann erst kurz vor der Deadline an den Verleger geschickt. Irgendein großes Echo gab es dazu kaum und auch der Kreis der Serapionsbrüder ist nicht unbedingt begeistert, lässt sich aber von Cyprian die Hintergründe, die autobiografisch geprägt sind, erzählen. Interessant wäre auch hier wieder das Trennen zwischen Historie und Fiktion, ansonsten merkt ihr sicherlich schon an meiner nicht unbedingt euphorisch klingenden Rezension, dass mich die kurze Erzählung nicht vom Hocker hauen konnte. Vielleicht habe ich sie schlichtweg nicht verstanden, vielleicht ist sie aber auch nicht zu verstehen und einfach ziemlich verworren – oder vielleicht ist es eben genau das, was der zeitgenössische Rezensent wohl dachte: Eine rasch zusammengeklöppelte Verwertung von irgendwelchen Literaturresten für einen guten Zweck. So wie wir auch schon mal einen Werbetext in den Serapionsbrüdern hatten, gibt es diesmal also so eine Resteverwertung. Aber dass unter 28 Geschichten nicht ausschließlich Perlen sind, ist ja durchaus verzeihlich.

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