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Serapionsbrüder #14: Alte und neue Kirchenmusik

k-WP_20151112_003Die heutige Geschichte ist tatsächlich gar keine Geschichte. Wirklich nicht. Es gibt nichts fiktionales, im Prinzip ist es nur eine Abhandlung über alte und neue Kirchenmusik. Es setzt so ein bisschen die Geschichte ‚Der Dichter und der Komponist‘ fort, denn wie dieses erschien der Aufsatz zuerst in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung um 1813/1814 herum.

Theodor ist der Ansicht, dass die alte Kirchenmusik die einzig wahre sei. Die neuere Kirchenmusik, Messen von Beethoven und Konsorten, spiele nur so mit den Tönen und Harmonien und das ist aus zwei Gründen ziemlich ungünstig. Erstens ist die Akustik der Kirche so konzipiert, dass gerade die längeren und getragenen Töne gut zur Geltung kommen, zahlreiche kurze Töne verhallen nämlich ziemlich schnell und überlagern sich in der hallenden Akustik. Zweitens ist das auch sehr ungünstig, weil es dem andächtigen des Glaubens nicht entspreche, gerade in den neueren Messen sind auch die Texte geradezu banal und die mächtigen, getragenen Worte des gregorianischen Chorals könnten damit nie erreicht werden, sodass die neueren Messen nur ein schlechtes Abziehbild seien und als Ausdruck einer Harmonisierung der Musikszene gelten können. Es gibt irgendwie nur noch diese eine Form von Musik, Orchestermusik mit Chortexten, die in Konzertsälen und Kirchen aufgeführt werde. Die großen Klosterchöre seien schon geschlossen worden und die Vielfalt der Musik leide darunter ziemlich stark. Er gibt also der alten Kirchenmusik des Barock und des Mittelalters den Vorzug und verfasst ein fulminantes Plädoyer für die lateinischen Kirchentexte.

Ich muss sagen, auch das ist mal wieder eine Geschichte, die mich ratlos zurücklässt. Ein bisschen serapiontisch ist sie durchaus, denn es geht ja darum, wie das Innerste in der Musik bestmöglich zum Ausdruck kommen könnte und da liefert Theodor schon einige gute Ansätze und sagt, dass eben die Choräle, die lateinischen Texte viel anregender und damit auch wahrhafter und emotionaler sind, dass sie der Ausdruck des Glaubens ‚von innen heraus‘ sind und damit immer den trivialen deutschen, den flotten heiteren Musiken und Harmonien, die sich im Moment etablieren, vorzuziehen sind.

Zur Veröffentlichung könnte man noch erzählen, dass das im Original mal zwei Artikel waren, erst eine Rezension zur Beethovens Messe in C-Dur, welche ziemlich kurz ausfällt und bestimmt noch gekürzt wurde und eine Abhandlung über alte und neue Kirchenmusik, welche hier im Gegensatz zum Original in einer Form Dialog von Theodor und Cyprian präsentiert wird. Die übrigen Serapionsbrüder, insbesondere der neu aufgenommene Silvester, sind durch diese Abhandlung eher gestört und wollen nun endlich das von Silvester sorgfältig vorbereitete Manuskript hören.

Da ich irgendwie auch nicht viel mehr dazu sagen kann, außer, dass das, was Theodor und Cyprian sagen, durchaus Sinn ergibt, ich aber auch nicht der größte Fan von Kirchenmusiken bin (ich höre gelegentlich mal ein Oratorium im Hintergrund), wusste ich mit der Geschichte wenig anzufangen. Sie ist ganz hübsch, weil man die Charaktere der Serapionsbrüder noch etwas kennenlernt, aber an sich nicht unbedingt ergiebig. Aber als Einleitung in den vierten Abend der Serapionsbrüder ist das eine hübsche Eröffnung.

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