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Serapionsbrüder #13: Doge und Dogaresse

k-WP_20151112_003Die verflixte dreizehnte Woche. Nachdem wir letztes Mal ein ziemlich rätselhaftes Fragment unter die Lupe nahmen, an dem sich die Geister der Wissenschaft scheiden, gibt es diese Woche eine Geschichte, die zwar abgeschlossen, aber ziemlich verzwickt ist.

In Doge und Dogaresse, von Ottmar erzählt, erzählt ein unbekannter Mann die wahre Geschichte hinter einem gleichnamigen Ölgemälde. 1534 stirbt der Doge von Venedig, ein älterer Herr wird vorgeschlagen, an seine Stelle zu treten. Dieser tut das auch und Marino, jener, der ihn für das Amt empfahl, lässt ihm seine 19-jährige Nichte zur Frau versprechen. Ein junger Mann, Antonio, rettet den neuen Dogen noch vor seiner Amtseinführung, erhält einen Bonus und ist dem alten Mann aus dem Sinn. Er jedoch erkennt in der Dogaresse, der dem Dogen versprochenen Nichte eine Bekannte aus der Kindheit, in die er unsterblich verliebt ist. Durch geschickt eingesetzte Intrigen erfährt er auch, dass seine Liebe erwidert wird und er gerät bei seinen Bemühungen, an sie zu geraten, in eine Verschwörung des Dogen, der Alleinherrscher werden möchte. Als diese fehlschlägt, wird er jedoch nicht erkannt und kann seine Geliebte mit Hilfe seiner ehemaligen Amme mitnehmen, alle drei fliehen. Das Meer um Venedig verschlingt sie in ihren Fluten.

Was mir spontan an der Geschichte auffällt, sind zwei Punkte:

Erstens scheitert mal wieder die Liebe. Wie oft hatten wir es schon, dass unsere Protagonisten nach der Liebe, Vollkommenheit oder Perfektion streben und dieses Streben immer unerfüllt bleibt. Hier sieht es zunächst so aus, als könnte die Liebe endlich mal siegen, am Ende aber kommen die Fluten, die schon zunächst die Handlung angestoßen haben und somit eine Art Kreisstruktur abbilden. Die Fluten geben die Handlung und nehmen sie sich wieder.

Zweitens fällt mir Antonios Amme auf. Sie wirkt ein wenig wie einer Kräuterhexe und ist in der Lage, mit ihren Salben, ihren Heilmethoden und mystischen Ritualen immer dann einzugreifen, wenn die normalen Ärzte nicht mehr eingreifen können, selbst den scheinbar toten Antonio kann sie retten. Das kommt mir irgendwie übersinnlich vor, aber ich kann das nicht genau einordnen. Ist sie eine Art Hexe, wie man es klassischerweise im Mittelalter vermutet und wie sie sich beispielsweise in den Märchen niederschlägt? Oder handelt es sich hier um moderne Phantastik? Die Zeit der Handlung legt eigentlich ein klassisches Hexenbild nahe – auch weil sie ja schon eine Verhaftung hinter sich hat.

Ansonsten habe ich über diese Geschichte leider gar nicht so viel zu sagen. Richtig vom Hocker gehauen hat mich das alles nicht, die Kreisstruktur des Meeres fand ich ganz interessant, ansonsten könnte man sich vielleicht mal den alten Dogen vornehmen und mal schauen, was er eigentlich möchte und nach was er strebt, man könnte sich dann also auch mal anschauen, wie es in Venedig damals so aussah und wie die Machtstrukturen organisiert waren. Ich weiß auch gar nicht, was mich an der Geschichte wirklich gestört hat. Aber mich interessieren eben mehr die übersinnlichen und phantastischen Motive und da fand ich die Geschichte nicht sonderlich ergiebig. Aber weil ich Hoffmanns Erzählweise (hier wieder auf der dritten Erzählebene) mag, hatte ich dennoch Spaß mit der Geschichte.

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