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Serapionsbrüder #11: Eine Spukgeschichte

k-WP_20151112_003Das heutige Geschichtchen ist extrem kurz. Kaum vier Seiten füllt diese Spukgeschichte in meiner Ausgabe. Zuerst erschien sie als Vorabdruck in einem Unterhaltungsblatt und sollte wohl so eine Art Werbung für den zweiten Band der Serapionsbrüder, der zu dieser Zeit erschien, sein.

Cyprian erzählt – und schon in der Einleitung bekunden die Freunde mit Blicken ihre Skepsis. Alles dreht sich um ein junges Mädchen, das an ihrem 14. Geburtstag um 9 Uhr abends einen Spuk sieht, eine weiße Frau, die in ihrer Gegenwart ist. Diesem Spuk begegnet sie von da an regelmäßig, jeden Tag um neun Uhr und jegliche Versuche, ihm beizukommen, schlagen völlig fehl. Sie hört langsam auf, diesen Spuk ernst zu nehmen, fühlt sich zwar noch immer noch leer und ausgesaugt nach der Begegnung, aber leidet keine großen Ängste mehr.

Als dann der Spuk endgültig durch Verstellen der Uhr geheilt werden soll, kommt es zum Eklat. Sie reicht ihrer Erscheinung einen Teller, der dann auch noch angenommen wird und diese Begebenheit führt zum Eklat. Die Mutter verendet daran, die Französin, die dem beiwohnte, verliert ihren seelischen Frieden und der Vater fällt in der darauffolgenden Schlacht. Doch der Spuk ist damit verschwunden und kehrt nie mehr zurück.

Es ist interessant, wie wenig über diese Geschichte geschrieben wurde. Selbst in meiner ausführlich kommentierten Edition begnügt man sich mit knapp zwei Seiten Kommentar zu Entstehung und Erklärung, beispielweise davon, dass das Phänomen einer weißen Frau in allen möglichen Ecken Deutschlands verbreitet ist und man davon sprechen kann, dass es sich hier um so etwas wie einen Volksspuk handelt. Besonders auskunftsfreudig sind die Serapionsbrüder auch nicht, es schauert sie durchaus ein wenig, doch zweifeln sie den Inhalt der Geschichte an.

Und so weiß ich auch nicht recht, was ich davon halten will. In kurzen und klaren Worten, fast schon nüchtern betrachtet, wird erzählt, wie die Erscheinung einer weißen Frau eine ganze Familie zum Einsturz bringt, das Versagen der Medizin – die ja zuvor noch in ‚Magnetismus‘ und den Zwischengesprächen thematisiert wurde – kommt zum Ausdruck, weil ja gerade der Versuch der Heilung zur Katastrophe geführt hat. Gruselig ist die Geschichte in jedem Fall und ein gelungener Appetithappen für das Werk auch. Hätte ich die Geschichte in einer Zeitung gelesen, hätte ich mich wahrscheinlich auch für das Buch interessiert. Aber die Deutung, die Geschichte als volkstümlichen Spuk zu sehen, der dazu dient, das Buch zu vermarkten greift mit irgendwie zu kurz.

Da ich aber ad-hoc auch keine weiteren Ideen habe und nicht mal weiß, wie man den serapiontischen Gedanken auf die Geschichte anwenden kann, verbleibe ich dabei. Wenn ihr Lust habt und an Hoffmann seid, könnt ihr sicherlich diese vier Seiten auch noch mitnehmen, es gibt ein paar Lesungen von dem Geschichtchen auf Youtube, vielleicht gibt es eine gute Gruselgeschichte ab. Mir hat sie jedenfalls durchaus gefallen, auch wenn ich nicht besonders viel damit anfangen kann.

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