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Serapionsbrüder #10: Kampf der Sänger

k-WP_20151112_003Die heutige Geschichte versetzt uns zurück ins Mittelalter. Um 1208 war es, das sich auf der Wartburg einige historische Figuren zum Sängerkrieg trafen – unter ihnen auch Heinrich von Ofterdingen, der als der schwächste der Meister gilt. Doch eines Abends trifft er eine mysteriöse Figur, die ihm sehr alptraumhaft vorkommt, die ihm aber ein rotes Büchlein zurücklässt und ihm aufzeigt, dass sein Gesang alles andere als meisterhaft, gar stümperhaft ist. Er beginnt, diesen Künsten zu folgen und sich mit dem dunklen Meister einzulassen, sodass er bald schon alle Sänger mit Leichtigkeit übertrumpft – doch das Herz seiner Lieder scheint abhanden zu kommen. Diese Auseinandersetzung, bei der der mysteriöse Meister, der sich mit dem Teufel eingelassen hat, selbst auftritt, gipfelt dann in einen Kampf auf Leben und Tod. Der erneuerte Heinrich gegen den amtierenden Meister. Doch Heinrich entgeht dem Tod, indem er sich, seinen Künsten sei Dank in Luft auflöst. Es gibt Briefe, die zeigen, dass er sich von der dunklen Macht in ihm zugunsten der wahren Poesie gelöst hat.

Im Kreise der Serapionsbrüder wird die Geschichte sehr negativ aufgenommen, sodass Cyprian ansetzt, sie in den Kamin zu werfen und zu vernichten – doch Ottmar hält ihn davon ab, hält ihm zugute, dass er die Verse selbst der Imagnination des Zuschauers überließ und sagt obendrein, dass es doch gar nicht so schlimm war – gut findet er sie auch nicht.

Warum auch immer – denn mir gefiel die Geschichte relativ gut. Es ist nicht bloß ein Beschreiben des Sängerkriegs, den es als historisches Ereignis tatsächlich gegeben hat (In Extremo haben sich diesem auch mal in einem Lied gewidmet), es ist kein historischer Roman – und es ist auch nicht ein bloßes Aufgreifen von Novalis‘ Figur, sondern es ist eine Geschichte über das Böse und die bösen Mächte – wenn man es so sehen will, kann man den Text als Lehrstück zum serapiontisch sein deuten. Denn Heinrich, der sich mit dunklen Mächten einließ, um der Beste zu werden, scheitert daran und muss von diesen befreit werden. Die anderen Sänger hingegen, die die Verse aus sich selbst und ihrem Herzen heraus schaffen, sind die wahren Sänger und als solche wahrlich serapiontisch.

Ein bisschen eindimensional wirkte die Geschichte allerdings schon auf mich – gerade die Figur des Bösen war mit dem wahnsinnigen Alchemisten doch etwas zu eindeutig und flach charakterisiert. Immerhin scheitert auch er in einem Moment und schickt dann seinen bösen Helfer, um dem Überlegenen beizukommen – was auch nur so halb gelingt, aber dafür sorgt, dass er sein Heim verlassen muss.

Eigentlich war in dieser Geschichte schon eine ganze Menge enthalten, mit gut 50 Seiten gehört sie auch zu den etwas umfangreicheren. Ich mochte den historischen Schauplatz auf der Wartburg an sich recht gerne, die Geschichte hat mich dennoch nicht wirklich vom Hocker gehauen, auch wenn ich das phantastische Element des Teufelspaktes recht gelungen fand. Insgesamt eigentlich eine ganz hübsche Geschichte. Verständlich, dass sie von den Serapionsbrüder nicht hochgelobt wird, aber wieso sie zu zerrissen wird – vielleicht sind da auch Vorurteile gegen Cyprian, der diese Geschichte erzählt hat, im Spiel?

 

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