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Serapionsbrüder #05: Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde

k-WP_20151112_003Diese Woche sollten wir uns zunächst darauf verständigen, dass mit dem Titel keineswegs gemeint ist, dass die Geschichte unvollständig ist oder nur zum Teil beschrieben wurde, sondern dass das Wort ‚Fragment‘ hier für ‚Ausschnitt‘ steht, es ist also eine einzelne Begebenheit aus dem Leben dieser drei Freunde, von denen wir nicht mehr als diese Begebenheit wissen.

Am Pfingsttag im Festzelt erzählen sich diese drei Freunde gegenseitig ihre Spukgeschichten. Sich allesamt als aufgeklärt bezeichnend, gibt es beim einen einen Spuk einer verstorbenen Tante in ihrem Haus, beim nächsten eine weiße, wankende Gestalt in der neuen Mietwohnung. Nur jenes zweite Phänomen lässt sich aufklären. Auf einmal bemerken sie ein wundervolles Mädchen, das von einem Boten eine Nachricht zugesteckt bekommt und daraufhin zu weinen anfängt. Der Anblick dieses Mädchens fesselt sie.

Durch unglückliche Umstände voneinander getrennt, treffen die Freunde erst zwei lange Jahre später wieder zusammen, wieder am Pfingstfest, wieder im Zelt und erzählen sich, wie es ihnen erging – und wie es mit dem Mädchen weiterging. Einer der drei ist durch einen Zufall Überbringer eines Briefs geworden und erlangt so Zugang zum Mädchen, nachdem er einige Zeit später aber den wahren Hergang damals im Festzelt erfährt, ist er von seiner scheinbaren Liebschaft geheilt und geht vor Scham zum Militär. Der Zweite wollte dem Mädchen seine Liebschaft direkt mit einem Brief gestehen und wurde verspottet. Der Dritte jedoch, bei dem es spukte, bendelte mit dem Nachbarsmädchen an, weil dessen Vater seinen Geist aus der Wohnung austreiben konnte und die beiden heiraten – obwohl er zugibt, dass er sich nicht sicher sei, ob das denn wirklich die Erfüllung seines Lebens sei. Als das Mädchen dann mit ihrer Familie erneut an den Freunden vorbeigeht, gibt sich das Mädchen als die Ehefrau des Freundes zu erkennen.

Wenn ich die bisherigen Geschichten Revue passieren lasse, muss ich zugeben, dass mir diese hier am besten gefällt. Die Spukgeschichten am Anfang sind faszinierend und zugleich glaubwürdig erzählt, die phantastischen Elemente werden teilweise aufgelöst, teilweise bleiben sie jedoch bestehen – im Falle des Spuks der Tante schien er wohl nicht rational zu erklären gewesen zu sein und bedurfte einer Austreibung.

Interessant ist hier wieder die Rahmung der Geschichte. Im Rahmen der Serapionsbrüder wird mit dieser Geschichte ein weiterer Rahmen, das Zusammentreffen der Freunde, geschaffen, in denen die Freunde sich jeweils wieder ihre Geschichten erzählen. Und einer der Freunde erzählt von einem Zirkel, in dem er Geschichten von der Zeit beim Militär erzählte. Hier wird dann der Wahnsinn mit vier Erzählebenen komplett und die Verschachtelung von Erzählebenen erreicht einen vorläufigen Höhepunkt.

Faszinierend finde ich, dass es zu keiner Zeit so wirkt, als sei irgendetwas von der Geschichte konstruiert oder nur zum Zweck der weiteren Erzählebene geschaffen, die Geschichte wirkt wahrlich von innen geschaut – und Ottmar, Erzähler der Geschichte, wird von den Brüdern zwar gelobt, gesteht aber selbstkritisch ein, dass die Geschichte noch zu real sei und zu wenig phantastisches in sich trage. Na wenn das so ist, bin ich sehr gespannt auf die nächsten Geschichten.

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