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Sanft entschlafen – Donna Leon

Cover von Sanft entschlafen

 

Donna Leon veröffentlicht seit 20 Jahren im Jahrestakt Krimis mit ihrem Commissario Brunetti, der in irgendeinem Fall ermittelt. Ich habe mir von diesem Krimi eine leichte Abendunterhaltung erwartet und, um das vorwegzunehmen: Ich wurde nicht enttäuscht.

Eine ehemalige Nonne und Pflegerin von Brunettis Mutter kommt mit dem Verdacht zu ihm, in ihrem Pflegeheim/Pflegekloster (?) werden alte Menschen ihres Erbes wegen getötet. Auf eigene Faust ermittelt Brunetti, er spricht mit Angehörigen, besorgt sich aus seltsamen Quellen Informationen und scheint aus zunächst ziemlich ins Leere zu ermitteln. Erst als die Nonne scheinbar zufällig bei einem Autounfall angefahren wird, scheint sich der Verdacht zu erhärten und es entstehen tatsächlich einige belastende Indizien. Brunettis Vorgesetzter, der zwischenzeitlich nicht da war, erfährt von den  Nebenher erfährt Brunetti noch vom augenscheinlich pädophilen Religionslehrer seiner Tochter.

Ich habe enorme Probleme, diesem Krimi einzuordnen. Ich fand die Geschichte recht unterhaltsam. Brunetti ist ein sympathischer Charakter, man lernt ihn auch privat recht gut kennen. Es ist vielleicht ein bisschen zu viel Privatleben dargestellt, aber da darin eine kleine Nebenhandlung eingebaut ist, ist das okay.

Man lernt auch innerhalb eines Bandes die zentralen Gedanken, die hinter der Figur stehen, und das kuriose Polizeisystem in Venedig kennen. Da werden Informationen illegal beschafft, es wird mitunter wider das Gesetz und gegen den Vorgesetzten gehandelt, alles geschieht auf eigener Faust und wenn es der Chef nicht will, wird heimlich weitergemacht.

Es ist natürlich gut, dass man das alles sehr schnell versteht, ich frage mich nur, ob man nach 20 Bänden noch irgendetwas neues in das Geschehen bringen kann – doch das soll nicht Gegenstand der Rezension sein.

Mein größtes Problem mit dem Krimi war die fehlende Spannung. Es wird meines Erachtens nicht mal auf den letzten Seiten spannend. Die Handlung plätschert vor sich hin, man weiß recht schnell, welche Figuren die Schuldigen sein werden, man weiß natürlich auch, dass es kein unbegründeter Verdacht ist, warum hätte der Krimi dann 300 Seiten? Die Charakterzeichnung ist auch nur teilweise gelungen. Natürlich sind die wiederkehrenden Figuren recht vielschichtig und interessant gestaltet, aber gerade die Darstellung der kirchlichen Würdenträger und der Institution Kirche ist etwas einseitig gelöst.

Natürlich ist die Kritik an der Kirche berechtigt und die Form, in der die Kirche in dem Krimi kritisiert wird, ist auch nicht überzogen, aber die Kirche kam irgendwie nur als Bösewicht heraus und als etwas, was unbedingt abzulehnen ist – was mir zu einfach ist. Die Kirche ist nicht grundsätzlich böse.

Das Ende ist recht unbefriedigend und ziemlich intrigant gelöst. Generell passt die Form der Polizeiarbeit nicht zu Brunetti, hatte ich das Gefühl. Brunetti kommt mir eigentlich als eine relativ gesetzestreuer und bürgerlicher Mensch vor, warum hat er es nötig, zu Nötigungen zu greifen? Vielleicht deckt das die Missstände in Venedig auf, das kann ich mir durchaus vorstellen, daher mag ich das durchaus so hinnehmen, wirklich gefallen tut es mir jedoch nicht.

Mich störten die dauernden italienischen Wörter und Sprüche in dem Buch, das ist vielleicht Geschmackssache, aber für mich, der ich kein Italienisch kann, unterbrach es nur den Lesefluss.

Der Krimi ist für 10,90€ im Taschenbuch erhältlich und bekommt von mir leider nur 2,5/5 Sternen. Mehr kann ich nicht geben, gerade im Vergleich zum anderen Donna Leon Krimi und angesichts der Tatsache, dass mir, je mehr ich darüber nachdenke, immer mehr negative Punkte einfallen. Für Krimifans ist das Buch dennoch bestimmt lohnenswert – ich bin leider keiner und würde es auch nicht weiterempfehlen.

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