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Romanfresser auf Abwegen: Les Misérables (2013)

Cover von Les Miserables

 

Auf meinem privaten Blog hatte ich schonmal eine Rezension dieses Filmes, den ich nicht nur im Kino gesehen habe, sondern mir auch zum Erscheinungstermin als DVD vorbestellt habe. Schon daran erkennt der treue Leser, dass mir dieser Film etwas bedeuten muss.

Es ist eine Musicalverfilmung des gleichnamigen Musicals von Claude-Michel Schönberg und Alain Boublil aus dem Jahr 1985 (revidierte Fassung), der 2010 angekündigt wurde und ab 21. Februar 2013 in den deutschen Kinos anlief. Er erzählt nach dem gleichnamigen Buch “Die Elenden” von Victor Hugo die Geschichte des Sträflings Jean Valjean und seines Gegenspielers Javert, wie Valjean vom Sträfling zum Bürgermeister wird, mit der Tochter einer Näherin in die Barrikadenkämpfe gerät und schließlich den jungen Marius mit ebendieser Tochter zusammenbringt.

Man verzeihe mir diese unzureichende Handlungswiedergabe – das Buch hat über 1500 Seiten, der Film dauert fast drei Stunden und wenn man die Handlung nicht kennt, ist man auch die drei Stunden damit beschäftigt, herauszufinden, worum es geht.

Was erwartet einen in Les Misérables? Viel Gesang. Es ist eine Musicalverfilmung mit der Besonderheit, dass der gesamte Gesang live am Set aufgenommen wurde und somit nicht “steril” wirkt, sondern extrem authentisch und man als Zuschauer stets nah an dem Geschehnis dran ist. Dies verlangt den Schauspielern einiges ab und es gelingt ihnen auch fast immer, diese Spannung zu tragen und den Film zu einem sehr intensiven Erlebnis werden zu lassen – das ist auch der Grund, warum es keine Übersetzung des Filmes gibt.

Ich finde, der Film ist fantastisch umgesetzt. Das mag eine sehr subjektive Meinung sein, weil ich ein großer Fan des Buches und des Musicals bin, aber ich finde, der Film inszeniert das Musical großartig und geht gut auf die Eigenheiten des Mediums Film ein, ohne aber das Musical dafür dramatisch zu verändern. Der neue Song hat mich weder enttäuscht noch besonders begeistert – er fügt sich einfach rund ins Gesamtbild ein. Die Szenen sind teilweise sehr klein und kommen ohne hektische Schnitte oder dramatische Szenerie aus und an anderen Stellen wirken sie extrem groß, geradezu übermächtig. Ich weiß nicht, ob diese große Diskrepanz beabsichtigt war, für mich macht sie einen Teil des Erlebnisses aus, aber ich kann auch nachvollziehen, wenn man sich davon etwas gestört fühlt, dass der Film sich nicht klar als “groß” oder “klein” angelegt positioniert.

Es ist ein Filmerlebnis der anderen Art. Ich kenne spontan keinen Film, mit dem ich Les Misérables vergleichen könnte – vielleicht kenne ich aber auch nur zu wenig. Ich liebe diesen Film sehr und bin gerne bereit, über seine kleinen Schwächen hinwegzusehen. Es ist eine großartige Geschichte als wunderschönes Musical umgeschrieben und sehr gut filmisch umgesetzt. Ich könnte Ewigkeiten weiter darüber sprechen, über Javerts geniale Szenen und seinen phänomenalen Tod, über die grandiose Leistung Gavrouches – aber ich denke, alles Wichtige ist gesagt. Dass es nicht unter 5/5 Sternen geht, ist ja wohl klar, oder? Inzwischen kostet der Film nur noch knapp sieben Euro und diese Investition sollte eigentlich jeder, der sich mit einem Musicalfilm anfreunden kann tätigen können.

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