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Reiseziel: Mond – Robert A. Heinlein

Cover von Endstation Mond

 


Nazis! Und nachdem ich jetzt eure Aufmerksamkeit habe, etwas zu dem Buch. Es begab sich also, dass ich in der (neuen) Bibliothek meines Vertrauens stand und mit wachsender Begeisterung das Regal für Science-Fiction studierte. Denn gleichwohl ich Science-Fiction sehr gerne lese, ist dieses Genre in den letzten Jahren bei mir deutlich zu kurz gekommen. Den Namen Heinlein lesend und an das – natürlich von mir noch nicht gelesene – Stranger in a Strange Land denkend, packte ich ebenjenes Buch ein, um es dann an einem schönen Sonntage auf meiner Couch zu konsumieren.

Okay, in normalem Duktus weiter. Es geht um drei junge Forscher in Amerika, die sich für Raketenversuche interessieren. Auf einmal kommt ein Verwandter von einem der Jungen an, der die Jungs einlädt, eine Rakete zu bauen und zum Mond zu fliegen. Sie „mieten“ sich in ein Militärterritorium ein, stoßen aber dabei immer wieder auf Schwierigkeiten, sogar einem Bombenanschlag können sie nur knapp entkommen. Trotz aller Widrigkeiten schaffen sie es, sich auf den Weg zum Mond zu machen. Doch der ist scheinbar nicht unbewohnt. Dort gelandet, wird ihre Rakete Ziel eines Anschlags von Nazis, die kürzlich dort eine Basis gegründet haben und von der Erde aus versorgt werden. Nach einem trickreichen Kampf gegen diese, schaffen sie mit dem gekaperten Nazischiff den Rückweg zur Erde mit der Erkenntnis, dass auch die Nazis nicht die ersten Menschen auf dem Mond waren.

Auch wenn ich euch jetzt das Überraschungsmoment verdorben habe, das ich beim Lesen hatte, finde ich es wichtig, darüber zu reden. Später dann.

Zunächst etwas über das Buch allgemein. Es ist so eine Mischung aus Jugendroman und Science-Fiction, das Buch trägt etwas von Pioniergeist in sich, so zu einem gewissen Grad auch die Aufbruchsstimmung nach dem Krieg, auf zu neuen Welten, es ist amerikanistisch und pathetisch – aber das ist okay. Es stört nicht, es wirkt nicht aufdringlich, sondern transportiert dieses Gefühl einfach und authentisch. Es ist angenehm und flüssig geschrieben, der Schreibstil fügt sich in dieses Misch-Genre gut ein, es geht nicht zu sehr ins technische Detail, sondern bleibt an der unterhaltsamen Oberfläche.

Was mich beeindruckt hat, ist dass das Buch von 1947 ist. Die Verschwörungstheorie, die Nazis seien auf dem Mond gelandet, ist heutzutage – nicht ohne Mitwirkung einer rechten Verschwörergruppe in Berlin – eine sehr verbreitete. In Iron Sky wird es thematisiert, in Filmen von Thomas Frickel taucht es gerne mal auf, generell ist es in der rechten Esoterik unglaublich verbreitet, von einer Basis der Nazis am Südpol zu sprechen, von dort aus wurden dann – je nach Theorie – Expeditionen zum MondMarsPluto gemacht und schließlich Kontakt zum Aldebaran aufgenommen.

Dass eine solche Theorie allerdings schon 1947 in der Popkultur auftaucht, hat mich überrascht. Mir ist bewusst, dass es unter Himmler und Heß durchaus esoterische Bewegungen dort gab, aber dennoch überrascht mich die Gegenwärtigkeit. Im Buch heißt es unter Anderem, die Basis der Nazis auf der Erde sei weit weg von Deutschland, man müsse „sehr lange“ mit dem U-Boot fahren – was sich ja grundsätzlich mit der Theorie einer Basis am Südpol deckt.

Jetzt wäre es natürlich spannend zu recherchieren, wo das Gerücht herkommt. Wurde es schon mit der Südpol-Expedition von 38/39 geprägt oder entstand es erst nach dem zweiten Weltkrieg? Aber dafür ist das hier nicht die geeignete Stelle.

Es bleibt zu sagen, dass das Buch ein schönes Buch ist, vielleicht auch etwas für Leute, die die klassische Science-Fiction nicht so sehr schätzen, vielleicht als Einstieg für Jugendliche in die Science-Fiction, vielleicht als nette Nachmittagsbeschäftigung – jedenfalls ist es ein tolles kurzes Stück Literatur. Ich gebe gerne 4/5 Sternen, weil ich mich toll unterhalten fühlte und die Atmosphäre auf dem Mond (Ha. Ha. Ha.) sehr gemocht habe – auch wenn der Aufenthalt auf dem Mond den kürzesten Teil des Buches ausmacht.

 

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