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Novecento – Alessandro Baricco

Cover von Novecento

 

Ja, ich weiß. Diese Seite heißt Romanfresser. Aber ich habe ja hier auch schon Dramen rezensiert, warum dann nicht auch mal einen Monolog? Ich muss zugeben, ich kannte den Film, “Die Legende vom Ozeanpianisten” zuerst. Ich habe ihn auf einer Chorfahrt in der 9. Klasse zum ersten Mal gesehen, irgendwann später habe ich ihn mir selber gekauft und seitdem schon einige Male gesehen, obwohl ich alles Andere als ein Filmfreund bin.

Schließlich keimte die Idee in mir auf, mal das Buch, auf dem der Film basiert, zu lesen. Und als ich dieses Buch dann in unserer Bibliothek fand, hielt mich nichts mehr auf, das Buch spontan auszuleihen – und innerhalb eines Abends habe ich dann den nur 80 Seiten kurzen Monolog verschlungen.

Wir befinden uns auf einem Schiff im Jahre 1900, das zwischen Amerika und Europa hin- und herfährt. Ein Arbeiter findet ein Baby aus der ersten Klasse, das seine Eltern zurückgelassen haben. Er nimmt es an sich und tauft es auf den Namen Novecento – Neunzehnhundert. Nach dem Tod seines Ziehvaters stellt sich heraus, dass er ein hochbegabter Pianist ist und fortan verbringt er sein Leben am Piano des Schiffes, geht aber nie von Bord. Der “Erfinder des Jazz”, Jelly Roll Morton, bekommt Wind von seinem Ruhm und fordert ihn auf dem Schiff zu einem Klavierduell auf. Er verliert. Novecento jedoch kann sein Schiff nicht verlassen.

Nach dem zweiten Weltkrieg soll das Schiff verschrottet werden. Der Trompeter Tim Tooney, der den Monolog erzählt, trifft ihn auf dem Schiff, das verschrottet werden soll. Beharrlich weigert sich Novecento von Bord zu gehen, weil er mit der Unendlichkeit jenseits des Schiffes nicht zurechtkommt. Nach einem scherzhaften Einwurf seinerseits, wie er im Himmel ankommt und ihn niemand kennt, weil es keine Papiere über ihn gibt, geht Tim ab.

Nicht nur aufgrund seiner Erzählstruktur, ist das Buch wundervoll. Erzähler des Monologs ist Novecentos Freund Tim Tooney, Trompeter auf dem Schiff, der ihn nach seinem Verlassen des Schiffs in den Dreißiger Jahren aus den Augen verliert und sich erst nach den Krieg wieder an seinen besonderen Freund erinnert. Der Monolog wirkt sehr prosaisch, lässt sich also auch gut lesen und verstehen. Und die Geschichte selbst ist der Hammer.

Ich weiß, das sage ich nicht unbedingt selten, aber da mir von allen Menschen um mich herum immer vorgeworfen wird, ich würde alles schlecht machen, sei dieser Blog als Gegenbeispiel genannt – diese Geschichte ist eine der besten Geschichten, die mir zu Ohren gekommen sind. Baricco arbeitet mit starken Metaphern (Die Klaviatur des Lebens), starken Kontraste und löst dabei – zumindest bei mir – extrem starke Emotionen aus. An der einen Stelle war ich den Tränen nahe, zwei Seiten weiter konnte ich mich vor Lachen kaum mehr halten und letzten Endes lässt einen das kurze Werk mit seinem zwar offenen, aber eigentlich recht klarem Ende, etwas ratlos und nachdenklich zurück. Ich kann also nur empfehlen, sich dieses Werk mal zu Gemüte zu führen. Und wer die 7,90€ für das TB scheut, sollte einfach mal in der Bibliothek seiner Wahl vorbeischauen – vielleicht haben die das Werk ja im Bestand.

In diesem Sinne kann ich eigentlich nicht viel anderes als die Höchstnote von 5/5 Sternen vergeben. Definitiv eines meiner absoluten Lesehighlights, lest dieses Buch. Alle.

2 Kommentare

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