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Noah – Sebastian Fitzek

Cover von Noah

 


Der neue Fitzek. Ja, jetzt auch bei mir. Ich versuche, mich mit den Spoilern zurückzuhalten, aber so ganz wird es mir nicht gelingen. Wenn ihr also plant, Noah zeitnah selber zu lesen, überfliegt diese Rezension besser nur.

Ein Mann wacht in Berlin auf, auf seinem Handrücken ist das Wort Noah eintätowiert, folglich ruft man ihn so. Er wurde angeschossen und von einem Obdachlosen gepflegt, seitdem lebt er selbst auch als Obdachloser, bis er ein Bild in einer Zeitung sieht. Er telefoniert mit Amerika und schon nach kurzer Zeit ist er auf einmal im edelsten Hotel Berlins, anscheinend kennt man ihn dort. Er scheint auch gut auf Todesgefahren reagieren zu können, verhält sich intuitiv wie ein professioneller Killer, weiß aber nicht, wer er ist, was er eigentlich tut und kennt keinen Menschen auf dieser Welt. In einem Wirbel aus Verschwörungstheorien muss er herausfinden, was jetzt eigentlich passiert, denn parallel scheint auf der ganzen Welt verteilt eine mysteriöse neue Grippe auszubrechen.

Ich hatte nach der Lektüre des Buches das Gefühl, das Fitzek erwachsen geworden ist. Was heißt das im Klartext? Es ist ein verhältnismäßig langes Buch für Sebastian Fitzek, mit gut 550 Seiten ist es gut und gerne doppelt solang, wie seine früheren Sachen wie z.B. die Therapie. Entsprechend komplexer und größer ist das Buch angelegt. Während die von mir gelesenen Bücher von Fitzek (Abgeschnitten und Die Therapie) allesamt eher klein gehalten waren – heißt, ihre Handlung beschränkte sich auf wenige Personen, es war keine Geschichte von globalem Interesse, es ging immer nur um einzelne Schicksale – wirkt Noah wesentlich komplexer. Es gibt eine potenzielle Bedrohung für die ganze Welt, sogar der Präsident der Staaten ist involviert. Auch aufgrund der ganzen Verschwörungstheorien – vom Chemtrails bis New World Order taucht eigentlich alles auf, was man in den Tiefen des Internets findet – wirkt Noah für mich ein bisschen wie Dan Brown, nur irgendwie mit kaputteren Protagonisten. Es sterben hier ziemlich viele Leute, Morde und Tötungen werden von beiden Parteien, die hier quasi gegeneinander kämpfen “einfach so” in Kauf genommen, es ist ein Mittel zum Zweck. Es passiert einfach ziemlich viel und die Handlung legt ein gutes Tempo vor – ich habe das Buch mehr oder weniger am Stück durchgelesen, ohne dass irgendwie Längen aufkamen.

Trotzdem ist es anders als die anderen Fitzeks. Es ist sicherlich auch ziemlich apokalyptisch, aber die Apokalypse droht nicht unmittelbar der Einzelperson und dadurch wird der Handlung einiges an dieser “Hohlbeinschen-Spannung”, von der ich in Abgeschnitten gesprochen habe, genommen. Es explodiert halt einfach nicht auf jeder Seite etwas und nicht auf jeder dritten Seite schwebt der Protagonist in Lebensgefahr. Das hat mir ziemlich gut gefallen, weil es genau die Kritikpunkte, die ich an Abgeschnitten hatte, nicht mehr hat.

Aber natürlich schafft es Fitzek, seine Vorliebe für psychische Störungen aufrecht zu erhalten, von Verfolgungswahn bis Gedächtnisverlust ist alles dabei – auch wenn es erst ziemlich spät so wirklich zutage tritt. Und natürlich ist das Ende unerwartet und spannend. Ich kann den Roman also wirklich nur empfehlen – wobei ich ihn für 20€ wirklich nicht ganz erschwinglich finde. Gekauft hätte ich ihn mir nicht vor Erscheinen des Taschenbuchs, aber so war ich sehr glücklich, ihn gelesen zu haben und ich hatte einen tollen Sonntag mit ihm. Ich gebe also gerne mal 4,5/5 Sternen – und wenn ihr euch die 20€ Anschaffungskosten sparen wollen, fragt mal in der Bibliothek oder der Onleihe eurer Wahl nach, die bekommen oftmals solche HC-Bestseller.

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