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Mord im Orientexpress – Agatha Christie

Nachdem ich vor einigen Jahren mal And then there were none von Agatha Christie gelesen hatte, ihren bestverkauften Roman, der jedoch ohne einen ihrer beiden klassischen Detektive auskommt, habe ich kürzlich durch ein Probeabo bei Audible das Hörbuch zu Mord im Orientexpress als ungekürzte Lesung erworben. Es ist einer der beliebtesten Krimis von ihr, mehrmals verfilmt und unter verschiedensten Titeln erschienen.

Der Detektiv Hercule Poirot möchte gerne im Orient-Express nach London fahren, allerdings sind – ungewöhnlicherweise – alle Abteile belegt. Da er den mitreisenden Direktor der Gesellschaft gut kennt, schafft er es, noch ein Abteil zu ergattern. Zunächst nur ein Bett im Doppelabteil, später dann, als der nächste Kurswagen andockt, ein Einzelabteil der ersten Klasse. Doch in Jugoslawien muss der Zug dann wegen Schneeverwehungen ungeplant halten. In derselben Nacht jedoch kommt es zu einem Mord. Ein Amerikaner wird mit 12 Messerstichen getötet, niemand hat den Mörder gesehen und doch gibt es einige Hinweise – vor allem auf die Identität des Amerikaners, einen Kindesentführer, dessen Fall medial sehr stark begleitet wurde Ein Arzt stellt fest, dass es zumindest zwei Mörder gewesen sein müssen. Die Befragung und das Durchsuchen des Gepäcks bringt weitere Hinweise zutage. Als sich Poirot, der Direktor und der Arzt dann zurückziehen und die Hinwiese auswerten, scheint alles keinen Sinn zu ergeben.  Doch schließlich kann Poirot diesen Fall auf eine geradezu ungeheuerliche Art und Weise lösen.

Ich mag auch hier nicht zu viel verraten, weil ich euch den Spaß an dem Krimi nicht nehmen möchte, ich habe jedenfalls bis zum Ende mitgerätselt und auch für mich ergab das alles keinen Sinn, ich hatte niemanden im Verdacht, hätte vielleicht noch am ehesten an jemand völlig unbeteiligten gedacht, aber insgesamt war ich trotz der zahlreichen Informationen und der Flut an hinweisen völlig ahnungslos – wobei ich auch im Mitraten bei Krimis nie besonders gut bin. Besonders gut gefiel mir hier wieder dieser geschlossene Personenkreis, bei dem eigentlich nur ein gutes Dutzend Personen überhaupt infrage kommt und Personen von außerhalb durch die Schneeverweihungen praktisch ausgeschlossen sind. Es handelt sich hierbei um die klassische Form eines Whodunit-Krimis. Der Schauplatz ist abgegrenzt, es gibt nur begrenzt viele Verdächtige und der Fall wird vollständig gelöst. Dabei fungiert hier der Direktor der Eisenbahngesellschaft als der naive Sidekick des Detektivs.

Nicht unerwähnt bleiben soll auch noch der Fall um die kleine Daisy Armstrong. Daisy, Tochter eines bekannten Bürgers wurde entführt, es wurde viel Lösegeld gefordert und schließlich wurde das Mädchen tot aufgefunden. Der Fall erinnerte mich schon beim Lesen an einen klassischen Mordfall – und tatsächlich ist diese Hintergrundgeschichte von dem Fall um das Baby von Charles Lindbergh, dem ersten Piloten, der allein den Atlantis überquerte und dadurch enorm berühmt wurde. Sein Sohn wurde mit zwei Jahren entführt, die Täter erpressten Geld und das Kind wurde später tot aufgefunden. Der zur Schaffenszeit des Romans noch ungelöste Kriminalfall darf gerne als Vorlage für den fiktiven Armstrong-Fall gesehen werden.

Nur ein kurzes Wort zum Hörbuch: Für mich kommen ja nur ungekürzte Lesungen infrage und ich mag es auch nicht, wenn das Hörbuch dann als Hörspiel inszeniert ist, ich wünsche mir einfach, dass mir jemand das Buch vorliest, damit ich in Situationen, in denen ich nicht lesen kann, trotzdem lesen kann. Das gelingt Friedhelm Ptok ausgezeichnet, seine Stimme war sehr angenehm und das knapp 7,5-stündige Hörbuch sehr kurzweilig.

Insgesamt war ich von diesem Agatha-Christie-Krimi sehr angetan. Irgendwie war bei mir konsequent ein gewisses Maß an Spannung vorhanden, ich war immer neugierig, wie es weitergeht, was noch alles herauskommt und wie es dann schließlich gelöst werden kann. Dafür gebe ich gerne 4,5/5 Sternen für einen großartigen Krimi. Und ich denke, es wird nicht der letzte Krimi von Agatha Christie sein, den ich lesen werde.

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