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Medea. Stimmen – Christa Wolf

Cover von Medea. Stimmen

 

Eigentlich zählt das Buch zu den Schullektüren, aber nicht zu den Re-Reads fürs Abi, da ich es kürzlich zum ersten Mal gelesen habe.

Es geht um Medea, eine Figur der griechischen Mythologie. Jason, Anwärter auf den Königsthron von Korinth, fährt nach Kolchis, um das goldene Vlies zurückzufordern. Dabei hilft ihm Medea, Tochter des Königs von Kolchis – unter der Bedingung, dass er sie (und einige andere Kolcher) nach Korinth mitnimmt. Er verliebt sich in sie.

In Korinth findet Medea heraus, dass die Herrschaftslinie der Stadt mithilfe eines Mordes der ersten Tochter des Königshauses legitimiert wird. Hohe Beamte bekommen das mit und wollen sie dingfest machen, indem sie ihr unterstellen, ihren Bruder getötet zu haben – was allerdings ihr Vater veranlasst hat.

Auf einmal werden alle Heilkünste von Medea (sie hatte unter Anderem die Epilepsie der Königstochter heilen können) als Werk des Teufels dargestellt und das Erdbeben mit dem anschließenden Pestausbruch (den Medea verhindern wollte) in Korinth wurde ihr zur Last gelegt, auf das der Pöbel sich gegen sie erhitze.

Es endet damit, dass sie aus der Stadt verbannt wird, ihre Söhne gesteinigt werden und ihr dieser Mord nachgesagt wird. So sollen jetzt alle Kinder aus Korinth alle sieben Jahre ihrer Söhne gedenken, damit ihr Ruf als Kindsmöderin unsterblich wird.

Die Geschichte ist grundsätzlich eine Adaption des Medea-Mythos der Griechischen Mythologie, stellt Medea aber als eine deutlich stärkere und unschuldigere Frau dar, als dies andere Quellen machen. In meiner Zusammenfassung konnte ich leider nur einen Teil der Geschichte darstellen, wer sich weiter über die Handlung informieren möchte, sei zu Wikipedia verwiesen, die Handlungsübersicht dort fand ich recht ausführlich und zutreffend (umfasst aber auch 1500 Wörter). Alternativ bietet sich natürlich auch das Lesen des Werkes an.

Das wohl auffälligste an diesem Buch ist die Erzählerperspektive. Das Buch wird in elf Monologen erzählt, gehalten von sechs Hauptfiguren, einige von Medea, ihrer ehemaligen Schülerin, die sie verrät, Jason, den hohen Beamten und der an Epilepsie leidenen Tochter. Das spannende daran ist, dass man die Vorgeschichte, insbesondere Medeas Vorgeschichte und die Bedeutung ihrer Entdeckung erst relativ spät mitbekommt und sich aus den Monologen zusammensammeln muss.

Insgesamt ist es aber nicht unmöglich, die Handlung zu verstehen, man gewöhnt sich recht schnell an diesen Erzählstil und bekommt dann auch alles notwendige mit.

Ob ich das Buch auch ohne, dass es der Kanon sagt, gelesen hätte, weiß ich nicht. Jedenfalls bin ich dem Kanon sehr dankbar, dass er mir dieses Werk vor die Füße geworfen hat, mir hat es sehr gut gefallen. Es ist sehr spannend und fesselnd erzählt und durch die Monologe gewinnen die Charaktere extrem an Tiefe – was wahrscheinlich sonst auf 200 Seiten nicht möglich gewesen wäre.

Erhältlich ist das Buch im Suhrkamp Verlag, es kostet 8€ – beispielweise bei Amazon.

Das Buch ist definitiv lesenswert und ein Buch für Jedermann, nicht nur für den Historiker und Germanisten. Auch wenn es ein etwas anspruchsvollerer Roman ist, kann ich eine Kaufempfehlung vergeben, an dieser Stelle bekommt das Buch von mir 4/5 Sternen.

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