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Lesefutter (4): Bücher online bestellen

Irgendwann um das Jahr 1994 herum hatte ein findiger Informatiker eine ziemlich gute Idee: Warum könnte man nicht das Internet nutzen, um Bücher zu verkaufen? So programmierte er eine Plattform, mit der man Bücher über das Internet kaufen konnte und sie dann bequem per Post zugestellt bekam. Schon zwei Jahre später machte er mit diesem Unternehmen 15,7 Millionen Dollar Umsatz, im Jahr darauf konnte er diesen Umsatz fast verzehnfachen. Heutzutage macht dieses Unternehmen einen jährlichen Umsatz von über 100 Milliarden Dollar – längst nicht mehr nur mit Büchern. Die Rede ist natürlich von Amazon. Eine denkbar bequeme Möglichkeit, Bücher zu kaufen. Einfach klicken und am nächsten oder übernächsten Tag liegt das Buch im heimischen Briefkasten. Ohne Aufpreis, versandkostenfrei. Warum da noch aus dem Haus gehen?

Ich will an dieser Seite gar keinen großen Post über Amazon schreiben. Allein darüber könnte man eine mehrteilige Serie machen. Das Amazon-Imperium ist inzwischen so gigantisch, dass man es kaum noch erfassen kann, alles, was sich irgendwie konsumieren lässt, ist inzwischen in der Hand von Amazon. Es soll hier um Bücherkauf im Internet gehen. Und da fällt überall eines auf: Bücher sind fast überall versandkostenfrei. Warum ist das so?

Ich hatte im letzten Beitrag dieser Serie schon mal grob beschrieben, wie viel Geld der Buchhandel mit einem Buch verdient. Wenn jetzt ein Großhändler, der das Buch zum halben Verkaufspreis vom Verlag bezieht, mit einem Taschenbuch rund 4€ verdient (Achtung, Umsatzsteuer rausrechnen!), dann ist das eine ziemlich ordentliche Marge – noch etwas höher als bei anderen Medienformen. Und durch einen günstigeren Preis kann man sich nicht von Konkurrenten absetzen, die Bücher sind ja preisgebunden. Was liegt also näher, als auf einen Teil des Gewinns zu verzichten? Eine Büchersendung kostet einen Euro pro Paket – ich gehe mal davon aus, dass besonders große Versender da nochmal andere Konditionen bekommen können – und der Großhändler hat noch immer drei Euro übrig. Die kleine Buchhandlung um die Ecke, die ohnehin nur 2,80€ bekommt, muss da schon etwas tiefer schlucken, aber bietet diesen Service natürlich auch an, um mit den Großen mitzuhalten.

Aber was mir persönlich am Herzen liegt, ist, dass ich Bücher unkompliziert online bestellen kann und sie dann am nächsten Tag irgendwo in der Nähe abholen kann – denn ich mag ja auch etwas dickere Bücher und die passen nicht in meinen Briefkasten – und dann darf ich die Sendungen am Hauptbahnhof abholen. Und hier wundert es mich, dass viele kleine Buchhandlungen das nicht anbieten. Ich habe nach meinem Umzug lange nach einer solchen Buchhandlung gesucht. In der Nähe von Heimat oder Uni, die Möglichkeit, Bücher in einem Onlineshop zur Abholung in die Filiale zu bestellen und idealerweise eben nicht von den großen Ketten. Erst vor einem guten halben Jahr ist das endlich möglich.

Wenn wir uns im letzten Beitrag der Serie noch gefragt haben, warum kleine Buchhandlungen am Aussterben sind, sind die großen Buchhandlungen und die Verbreitung von Onlineshops mit kostenlosem Versand sicherlich zwei große Faktoren – vor allem, weil der freie Buchhandel die Onlinelieferung nicht besonders gut hinbekommt. Die Plattform des Buchhandels, buchhandel.de ist nicht wirklich komfortabel und wird auch Ende Januar 2017 eingestellt. Klar, ich könnte auch anrufen, aber aus der Vorlesung oder spätabends eine Bestellung aufgeben ist nicht wirklich komfortabel und ob das dann auch ohne Rückfragen die richtige Ausgabe wird, ist auch zweifelhaft.

Die großen Buchhandelsketten bekommen das tatsächlich relativ gut hin, die Onlineshops funktionieren relativ gut. Aber – und das ist der letzte Punkt dieses Beitrags – es gibt da einige Merkwürdigkeiten. Hinter thalia.de steckt eine andere (Teil-)Firma als hinter den Filialen. Das führt zu einigen Paradoxien. Die Preise von (englischen) Büchern sind online günstiger als im Laden. Und spätestens hier ergibt die Gratislieferung keinen Sinn mehr und ist ziemlich nervig. Andersherum können in der Filiale keine CDs oder DVDs zur Abholung bestellt werden, was mehr als nur irritierend ist, wenn man in der Filiale steht und an den Onlineshop verwiesen wird. Thalia.de wurde lange Zeit von der buch.de Internetholding betrieben, erst 2015 übernahm die Thalia Holding diese Marke, seitdem sind die Onlineshops auch ziemlich identisch. Buecher.de ist wieder eine andere Seite, die aber zur Weltbild-Gruppe gehört und ebook.de gehört zu Hugendubel, wurde aber vorher vom Grossisten Libri betrieben – aber Weltbild gehörte ja bis vor einigen Jahren noch zu Hugendubel und irgendwo stecken hier auch noch die Eigentümer von Tchibo dahinter.

Ihr seht, auch dieser Onlinemarkt ist ziemlich unübersichtlich. Warum die einzelnen Konzerne so viele Plattformen brauchen, erschließt sich mir auch nicht. Für mich sind diese Unterscheidungen aber inzwischen teilweise obsolet. Nur: Wo kaufe ich jetzt am besten meine eBooks, wenn ich weder Amazon noch dieses undurchsichtige Firmengeflecht unterstützen möchte?

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