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Jim Knopf und die wilde 13 – Michael Ende

k-2016-06-16 22.37.06Unmittelbar nachdem ich den ersten Band las, konnte ich nicht widerstehen, auch den zweiten Band von Jim Knopf zu lesen, den Band, in dem Jim Knopf wirklich erfährt, woher er stammt – denn der erste Band lässt in dieser Richtung ja noch einiges offen und was im zweiten Band noch angelegt wird, ist deutlich komplexer.

Das Postschiff sieht bei Sturm und Dunkelheit nicht, wo es langfährt und stößt deshalb gegen Lummerland. Und weil König Alfons befürchtet, das könnte auch mit dem kaiserlichen Schiff passiert, das ja häufiger mal vorbeikommt, braucht es dringend einen Leuchtturm – der aber gar keinen Platz auf Lummerland hat. Die Idee, Herrn Tur-Tur dafür zu verpflichten, führt unsere beiden Freunde Jim und Lukas auf ihr neues Abenteuer. Als sie von einer Meerjungfrau gebeten werden, das Meeresleuchten zu aktivieren und sie geradezu nebenbei das Perpetuum mobile erfinden, wird klar, dass sie auch hierfür einen Wärter brauchen. Fliegend machen sie sich auf den Weg, um Herrn Tur Tur zu holen, der jedoch von Nepumuk aus seinem Haus vertrieben wurde. Die Freunde sammeln beide ein, um jedoch dann festzustellen, dass Molly verschwunden ist. Sie suchen sie mit Hilfe der Meerjungfrauen unter Wasser, werden jedoch bei der Suche bewusstlos und wachen im Lummerland wieder auf, wo sie ein Brief an Frau Malzahn erwartet, aus dem klar wird, dass diese Molly, Jims kleine Lokomotive, entführt haben. In Mandala erwacht kurz darauf der goldene Drache der Weisheit und gibt Hinweise zu Mollys Rettung. Diese Anweisungen werden befolgt, Prinzessin Li Si schleicht sich mit auf das Abenteuerschiff, alle werden von den Piraten gefangen genommen und sie landen im Land, das nicht sein darf, wo sich die Piraten zu streiten beginnen. Jim nutzt die Verwirrung, um seine Freunde zu befreien und erfährt fast schon nebenher, wer er eigentlich ist. In einem spannenden Finale werden sich die 13 ihrem Irrtum bewusst und stellen sich in den Dienst von Jim, der am Ende nicht mehr der Lokomotivführersohn ist, der er war.

Ich mag an dieser Stelle, an der ich schon viel erzählt habe, das Ende nicht verraten, viele kennen es vielleicht, aber ich persönlich finde es immer wieder überraschend und deshalb mag ich euch diese Überraschung nicht nehmen. Ihr seht es dem langen Absatz schon an, dafür, dass die Geschichte nicht umfangreicher ist als der erste Band, passiert hier jede Menge und ich kann mir vorstellen, dass die relativ komplexe Geschichte für jüngere Kinder noch etwas verwirrend ist. Zwar werden ganz kinderbuchtypisch die Spannungsbögen kurz gehalten und schon nach wenigen Seiten aufgelöst, dennoch sind es immer zahlreiche Handlungsstränge und es passiert auch sehr viel in sehr wenigen Seiten, es ist also eine sehr dichte Geschichte, deutlich dichter als beispielsweise noch im ersten Band.

Und sie ist auch weniger intuitiv. Der erste Band arbeitet mit Fantasiewesen und Vorstellungen, die gut zugänglich sind, der Scheinriese, die Stadt Kummerland, das gruselige Echo – alles recht gut zugänglich. Hier sind die Motive teilweise ähnlich einfach; die Meerjungfrauen, der Magnetfelsen – aber solche Erfindungen wie das Perpetuum mobile oder das relativ komplexe Ende ist doch deutlich anspruchsvoller. Klar, ich kann das gut verstehen, aber in Bibliotheken ist das Buch üblicherweise in der Kategorie 4.1 einsortiert und das ist die Kategorie für Erstleser zwischen 6 und 10 Jahren. Ich muss sagen, das Ende hat mich persönlich auch nicht so wirklich glücklich gemacht, ich hätte mir mehr Platz und mehr Ausgestaltung dafür gewünscht, etwas mehr Details und Erzählungen.

Aber dennoch ist das kein Grund, die Geschichte abzuwerten. Es ist eine tolle Geschichte, sie ist soweit eben in der Kürze möglich schlüssig erzählt und trotz der verschachtelten Geschichten wird die Haupthandlung nie aus den Augen verloren. Viel des Lobes aus dem ersten Band kann ich nur wiederholen. Es ist auf jeden Fall Wohlfühllektüre, die Illustrationen sind auch hier wundervoll und detailreich gestaltet und die Charakterzeichnung aus dem ersten Band wird fortgesetzt – und mal von Jim abgesehen, dem einfach in seiner neuen Rolle etwas mehr Raum für Entwicklung gefehlt hat, ist die Entwicklung auch sehr gut gelungen. Das Ende selbst fand ich, wie gesagt, für sechs bis zehnjährige schon etwas komplex. So eine hohe Wertung wie bei dem ersten Band möchte ich nicht vergeben, es war auch subjektiv ein bisschen schwächer als dieser – aber 4/5 Sternen bekommt dieser zweite Band auf jeden Fall. Und wer einmal den ersten Band gelesen hat, will natürlich auch wissen, wie es weitergeht.

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