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Irondead: Der achte Tag – Wolfgang Hohlbein

k-WP_20151118_001Kaum eineinhalb Jahre nach dem Erscheinen des ersten Bandes legt Wolfgang Hohlbein in diesem Jahr den Nachfolger vor – und das obwohl in diesem Jahr noch drei weitere Bücher vom produktiven Autor erscheinen. Auch diesen zweiten Band stellte mir der Egmont INK Verlag netterweise wieder als Rezensionsexemplar zur Verfügung – vielen Dank dafür!

Nachdem im letzten Band der Hive, die Schwarmintelligenz der Maschinenwesen, besiegt wurde, erhält Inspektor Quinn von einem Sir Arthur einen Auftrag: Er soll herausfinden, was es mit dem Offizier, der seinen Vorgesetzten ermordet haben soll, nun aber Meerjungfrauen dafür verantwortlich macht, auf sich hat. Auf dem Weg dorthin passieren aber seltsame Ereignisse, er erhält Warnungen und sieht mysteriöse Phänomene, glaubt aber noch nicht daran, dass es mit dem Hive zu tun hat.

Beim Gefangenen – illegalerweise – angekommen, setzt sich die Reihe unerhörter Ereignisse fort. Gitterstäbe verhalten sich wie Quecksilber und es öffnen sich die Tore zum versunkenen Teil der Stadt – und natürlich warten dort wieder kaum besiegbare, menschenähnliche Maschinen auf Quinn und seinen Begleiter. Vom Admiral zunächst festgenommen, zur Verschwiegenheit genötigt, kommen die beiden auf freien Fuß, ihr Weg führt sie aber – zum Zwischenbericht zu Sir Arthur – und damit in Richtung der Titanic, auf der eine Feier stattfindet.

Und es passiert, was passieren musste: Allison, die sich noch im letzten Band geopfert hat, um den Hive zu besiegen, ist wieder zurück. Und es entbrennt ein Kampf um das größte Schiff, die Titanic, auf der ein mutierter Rest des Hives sein Unwesen treibt, was vom Rest des Hives verhindert werden soll.

Wozu das Ganze jetzt führt, will ich an dieser Stelle nicht verraten, aber ich denke, wer ein bisschen mit dem Stil Hohlbeins vertraut ist, ahnt schon, was hier passiert. Ich fühlte mich – mal wieder – zwischen Lovecraft und Star Treks Borg gefangen, es kommen Tentakel vor, es kommen Maschinenwesen vor – und dass die Maschinenwesen noch die Ausgeburt von ‚tieferen Wesen’ sein soll, ist regelmäßigen Lesern dieses Blogs sicher noch aus Hohlbeins Hexer von Salem vertraut. Man könnte Hohlbein also unterstellen, dass er seine alten Ideen nur recycelt und mit neuen Charakteren anreichert. Aber ähnliches gilt sicher auch bereits für den Vorgängerband und wurde dort schon angesprochen.

Zum zweiten Band kann ich nur sagen: Er hat mich gut unterhalten. Ich habe schon oft erwähnt, dass Hohlbein keine Höhenkammliteratur schreiben möchte, sondern sich freut, wenn er es schafft, den Leser gut zu unterhalten. Und das hat geklappt. Ich hatte einige Stunden viel Spaß, konnte mich vom Stress des Alltags lösen und in die Welt eintauchen. Typisch für Hohlbein ist der Schreibstil, der dauernde Spannung erzeugt – aber in diesem Band ist das nicht so atemberaubend wie in einigen anderen Büchern, es gibt immer mal wieder Ruhepausen, wo die Protagonisten und wir Leser mit ihnen in Ruhe reflektieren können, was gerade geschehen ist.

Was die Charaktere angeht, war ich rundum glücklich. Quinn ist so ein bisschen der naive und emotional gesteuerte Protagonist, er bekommt einen fähigen Sidekick, der neben einigen dümmlichen Kommentaren auch einige wirklich wichtige Handlungselemente vorantreibt, mit Nikola Tesla ist auch der etwas eingebildetete und völlig verrückte Erfinder wieder an Bord. Spannend fand ich, wie differenziert der Hive hier dargestellt wird. Der Hive ist nicht nur einfach das Böse in Person, sondern er wird hier nochmal differenziert dargestellt. Die Wesen des Hive ähneln realen Personen, kennen ihr Schicksal und sind durch das Kollektiv sehr mächtig – unterscheiden sich aber auch von realen Menschen in ihrer Denk- und Handlungsweise. Scheinbar stehen sie sogar auf einer Seite mit den Menschen, denn sie versuchen ja, das Überleben der Menschheit zu sichern.

Wie so oft bei Hohlbein bleiben viele Fragen offen. Auf welcher Seite steht der Admiral, der ja einiges zu wissen scheint; was haben die tiefen Wesen für einen Plan – und was hat Quinn mit seiner letzten Handlung im Buch ausgelöst. Wie immer ist der Weg für eine Fortsetzung geebnet und ich würde mich freuen, wenn es – vielleicht erneut in eineinhalb Jahren – mit der Geschichte um den sympathischen Privatdetektiv Quinn und das inzwischen ziemlich differenzierte Kontinuum weitergeht.

Ist Irondead nur ein Neuaufguss von Motiven, die Hohlbein seit über 30 Jahren in seinen Büchern verarbeitet? Vielleicht. Ist der Roman trotzdem spannend und gut zu lesen? Ja. Es muss nicht immer etwas total innovatives sein, für spannende Unterhaltung sorgt Hohlbein auch noch nach über 30 Jahren. Natürlich habe ich inzwischen auch schon ziemlich viel von Hohlbein gelesen, vielleicht nimmt man das, wenn man gerade erst ein oder zwei andere Bücher von ihm gelesen hat, anders wahr und freut sich über diese coolen Ideen des Romans. In jedem Fall aber schreibt Hohlbein spannend, der Roman hat auch keine wirklichen Längen und das Ende ist durchaus zufriedenstellend. Wer Hohlbein mag, wer den ersten Band mochte, wird auch mit diesem Buch seine Freude haben – und für alle Hohlbein-Neulinge könnte der erste Band mal einen Blick wert sein. Denn für spannende, leicht zu lesende Phantastik ist Hohlbein auch im Jahr 2015 noch immer eine gute Wahl, für die ich gerne 3,5/5 Sternen vergebe.

2 Kommentare

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