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Iphigenie auf Tauris – Johann Wolfgang Goethe

k-WP_20150508_004Und weiter geht es mit der nicht enden wollenden Serie: Flo, der alte Student, liest irgendwelche Kanonliteratur und bloggt darüber, um die ganzen Google-Suchanfragen von geplagten Schülerseelen mitzunehmen.

Nein, das ist gar nicht mal die zwingende Intention dahinter – und da ich keine Werbung schalte, bringen mir die Klicks auch nichts – aber wenn ich mir so die Suchanfragen anschaue, sind das schon einige, die auf diesem Weg zu mir kommen. In diesem Sinne: Hallo liebe Schüler!

Die Iphigenie auf Tauris ist auf seine Art und Weise ein ganz typisches Drama – und auch bei uns im Kurs wird es als Beispiel für die geschlossene Dramenform behandelt werden. Doch fangen wir beim Inhalt an.

Iphigenie wurde von der Göttin Diana vom Tode errettet und dient nun in Tauris als Priesterin. Doch zunehmendes Heimweh plagt sie – einen Antrag des Königs von Tauris lehnt sie mit Hinweis auf ihren Dienst in Dianas Namen ab – gut, denkt sich der König, dann müssen wir wohl wieder die Menschenopfer einfügen.

Szenenwechsel: Iphigenies Bruder Orest und sein Freund Pylades kommen nach Tauris; um sich von einem Fluch zu befreien wollen sie ‚die Schwester‘, was sie als Bildnis von Diana verstehen, nach Griechenland bringen. Sie werden jedoch gefangen und sollen nun geopfert werden.

Orest und Iphigenie sind sich inzwischen begegnet und erkennen sich als Bruder und Schwester – sie verabreden, von hier zu fliehen und Orest macht sich weiterhin auf den Weg, die Statue wegzunehmen.

Iphigenie wird im Rahmen der Fluchtpläne von Gewissensbissen geplagt – sie könne ja nicht einfach so lügen. Und dann ist da auch noch der König, der endlich seine Opfer sehen will.

Nun, Iphigenie eröffnet sich Thoas und hofft auf seine Gnade, zum Ende hin findet Orest noch heraus, dass er gar nicht hinter der Statue, sondern nach seiner Schwester – Iphigenie – im wörtlichen Sinne hinterher ist. Thoas lässt sie ziehen.

Nun, es handelt sich um ein Musterbeispiel der geschlossenen Dramenform. Einheit von Zeit, Ort und Handlung, Blankvers, symmetrischer Aufbau mit Wendepunkt in Akt 3… nun, das übliche eben. Ich muss sogar zugeben, dass ich das hier wirklich besonders gelungen finde, es ist wirklich sehr kunstvoll und wortgewaltig inszeniert. Die Sprache ist überwältigend und man hat beim Lesen genau das Gefühl, das Dichtersprache vermitteln sollte. Die Sprache ist so unglaublich verdichtet, dass der Eindruck entsteht, jedes Wort sei genau an diesem Platz genau richtig und müsse zwangsläufig genau dort stehen. Einfach dieses runde Gefühl der Vollendung, dieses Musterbild der Perfektion – das ist so ungefähr das Gefühl, das ich beim Lesen hatte.

Und das ist doch furchtbar langweilig. Okay, das ist übertrieben – aber wie ich schon mehrmals erwähnt hatte, ist das geschlossene Drama nicht meine Lieblingsform, einfach weil ich dieses Ideal von Perfektion wirklich nicht mag. Das Stück ist relativ berechenbar, in seiner Geschlossenheit wenig spannend oder gar interessant und es ist so glatt, dass man nirgendwo hängenbleibt. Klar, die Iphigenie ist sicherlich ein Referenzwerk und wenn man sich mal anschauen möchte, wie so ein geschlossenes Drama funktioniert, wird man um die Iphigenie nicht herum kommen. Es ist ein wirklich gutes Werk, es ist völlig zu Recht als Klassiker eingestuft und es ist großartig. Aber leider spricht mich das gesamte ‚Genre‘, wenn man es so nennen möchte, man könnte eher sagen, dieser Dramenaufbau überhaupt nicht an. Dennoch hatte ich durchaus zwei ganz vergnügliche Stunden mit der Iphigenie – ich wusste ja, was mich erwartet. Ich vergebe also aus der Not geboren mal 3,5/5 Sternen. Sicherlich ein gutes Buch – aber leider nichts für mich.

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