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Hanni und Nanni im Geisterschloss (#06)

WhatsApp Image 2016-08-18 at 19.38.11Es ist Mitte der 80er, der erste Ghostbusters-Film erscheint, die ganze Welt ist auf einmal im Geisterfieber und so wird es Zeit, dass auch bei der beliebtesten Mädchenbuchserie der Welt die Geister Einzug halten. Und weil ein Band nicht reicht, sind es gleich zwei Bände, in denen die Geister zumindest eine Titelrolle spielen.

Und so wie der Titel bereits in einigen Bänden nichts mit dem Inhalt zu tun hatte, hat auch der erste Absatz nichts mit der Realität zu tun. Im Ernst, das war völlig erlogen. Die beiden Bände erschienen bereits in den 70ern und haben nichts mit den Ghostbusters zu tun. Trotzdem sind es zwei Bände mit diesem Thema, die aber unterschiedlicher nicht sein könnten. Und weil das im letzten Band ja schon so schön war, das Internatsleben mit internatsfremden Charakteren anzureichern, kann es ja nur gut sein, wenn wir das Internatsleben diesmal völlig verlassen. Dachte sich wohl irgendwer. Und so ist dieser Band der erste und leider nicht der letzte, der nicht im Internat Lindenhof spielt. Um genau zu sein, spielt er gar nicht mal im Internat. Wobei. Ein Kapitel spielt im Internat. Zählt das? Nein.

Hanni und Nanni sind in den Ferien – und weil die Eltern leider auf Dienstreise müssen, verbringen sie einen Gutteil der Ferien in einem kleinen Dorf bei ihrem alten Kindermädchen, wo sie nicht nur auf Erna und ihren Mann, den örtlichen Polizisten treffen, sondern auch schnell merken, dass Jenny und ihr Bruder, der sie immer mit Streichen versorgt, ganz in der Nähe wohnen. Die beiden fahren für einige Tage vorbei und zusammen mit dem Sohn des Bürgermeisters ist das Quintett des Bandes komplett und sie machen sich auf, um Abenteuer zu erleben. Denn die gibt es dort reichlich. In den letzten Wochen wurde Falschgeld gefunden und seltsame Spukphänomene im benachbarten Schloss festgestellt. Außerdem ist noch immer unklar ob es einen Erben der Adelsfamilie gibt, der das Schloss einst gehörte. Und nachdem die Zwillinge ein Fest im Schloss beobachten, ist ihr Interesse geweckt – vor allem an dem seltsam unpassenden Schrank im ehemaligen Wohnzimmer des Schlosses. Weil Erna aber nicht möchte, dass die Zwillinge sich in dieser Gegend herumtreiben, müssen Peter und Jennys Bruder ran und nachts Wache halten. Und auch tagsüber entdeckt das Quintett jede Menge seltsame Sachen – und finden schließlich die Geschichte um den wahren Erben heraus, beinahe nebenbei wird dann der Falschgeldfall gelöst. Der Erbe lädt dann die Zwillinge und ihre Freunde als Ehrengäste zur großen Eröffnungsfeier im Geisterschloss ein – in dem es ganz und gar nicht spukte!

Ihr habt es ein meiner Einleitung sicherlich schon gemerkt, ich bin von diesem Band nicht restlos überzeugt. Das erste, was mich wundert, sind die Eltern Hannis und Nannis. Wenn meine Kinder nur einige Wochen im Jahr zuhause sind, würde ich aber Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um alle Zeit der Welt mit ihnen zu verbringen. Aber gut, als Herr Sullivan gehe ich auf Dienstreise und nehme meine Frau mit und lasse die Zwillinge einen Gutteil der Ferien zu ihrem alten Kindermädchen. Dass zwei Kinder (Jenny und ihr Bruder) einfach so unbürokratisch zu völlig unbekannten Erwachsenen gelassen werden – und dort fast drei Wochen bleiben können, mag dem Zeitgeist geschuldet sein. Der Band ist sogar noch halbwegs kanonisch, es widerspricht sich noch nicht so sonderlich viel, das liegt daran, dass das Buch gar nicht in Lindenhof spielt. Aber über den Anschluss an den Folgeband müssen wir nochmal reden. Im nächsten Band zumindest.

Für heute habe ich noch einen weiteren Kritikpunkt: Was macht Hanni und Nanni so besonders? Die Zwillinge? Vielleicht. Das Internat Lindenhof und die Atmosphäre dort? Bestimmt! Aber das fehlt hier komplett. Ein bisschen Lindenhof wird zumindest mit Jenny in die Handlung eingebracht, aber die Charaktere sind irgendwie austauschbar. Wirklich markant sind Hanni und Nanni nicht, schon gar nicht in diesem Band. Es ist ein schönes Buch, die Geschichte ist schön angelegt, die Handlungsbögen sind spannend und dennoch nicht zu aufregend, es ist ein bisschen gruselig, aber niemals wirklich grausam, sodass das Buch auch für junge Leserinnen auf jeden Fall geeignet ist. Aber es ist ein ziemlich beliebiges gutes Kinderbuch. Es hätte genauso gut ein anderer Name auf dem Cover stehen können, spezifisch für Hanni und Nanni ist nur die Rahmenhandlung. Und so bekommt das Buch, das ich ja immer im Kontext der Reihe bewerten möchte, auch nur 2,5/5 Sternen. Vor allem auch, weil selbst in den wenigen Szenen, die sich auf Lindenhof ziehen, die Ereignisse aus den letzten Bänden nicht immer stattgefunden haben, so werden beispielsweise Charakterwandlungen und Charaktere aus den früheren Bänden einfach gar nicht mehr erwähnt. Und das ist wirklich ein Fehler, der dem Lektorat auffallen muss.

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