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Hanni und Nanni geben nicht auf (#5)

WhatsApp Image 2016-08-18 at 19.38.11Mit diesem Band geht es los. Während die letzten vier Bände von Enid Blyton geschrieben und ins Deutsche übersetzt wurden, ist nun dieser Band nicht mehr von Enid Blyton geschrieben. Es steht zwar trotzdem Enid Blyton drüber, das ist jedoch nicht der Autorenname, sondern nur der Markenname, unter dem dieses Buch erscheint. Diese Praxis, den Autornamen nicht zu nennen und Titel einer Reihe von einem nicht genannten Autor, auch mitunter von mehreren Autoren schreiben zu lassen, kennt man insbesondere von Heftromanen. Diese 14-tägig erscheinenden Heftchen sind meistens von verschiedenen Autoren geschrieben, oft gibt dann der Redakteur Exposés zu den einzelnen Titeln, die oft schon lange im Voraus geplant werden, an die Vertragsautoren weiter, diese kümmern sich dann um die Titel. In einigen Reihen reichen Autoren auch eigene Exposés ein, manchmal werden die Namen auch genannt, aber im Prinzip ist der Ablauf ähnlich.

Im Impressum ist der Name Frauke Heithecker genannt, die für die Bearbeitung zuständig gewesen ist. Ihre Funktion ist unklar, aber naheliegend ist, dass sie für die Neubearbeitung verantwortlich war, über sie findet man aber nahezu keine Informationen. Wer das Buch dann damals in den 70er Jahren, als diese neuen Bände erschienen sind, geschrieben hat, ist völlig unklar. Aber kommen wir zum Inhalt:

Weil die Ringmeer-Schule aus ungeklärten Umständen geschlossen wurde, kommen insgesamt 11 Mädchen nach Lindenhof, um dort für einige Monate aufgenommen zu werden. Eine von ihnen, Lilo, fügt sich super in Lindenhof ein, aber die anderen machen Ärger in Hanni und Nannis dritter Klasse. Ihre beiden Freundinnen aus Band 1 kommen dazu und sie haben sich nicht zum Vorteil entwickelt. Und auch die Kappenschwestern, drei Mädchen, die sich immer gleiche Kappen anziehen und so überheblich und arrogant wie nur möglich sind, kommen mit nach Lindenhof. Hanni und Nanni wetten gegen die Klasse, dass sie es schaffen, zumindest ihre Freundinnen soweit in Lindenhof zu integrieren, dass man ein normales Gespräch mit ihnen führen kann. Doch zunächst spricht alles dagegen. Bei einer Mitternachtsparty grenzen sich die neuen aus und feiern ihre eigene Party! Ganz erwachsen! Mit Zigaretten und Alkohol! Sie erzählen Unsinn über eine neue Lehrerin von Ringmeer. Bei einem Ausflug reißen die Kappenschwestern aus und werden dann von der Polizei zur Gruppe zurück eskortiert und kurz darauf hauen auch die Freundinnen von Hanni und Nanni ab, fliehen aus Lindenhof. Hannis Mutter kann sie zur Räson bringen und schließlich gelingt die Integration, als die beiden für Lindenhof in einem Kunstwettbewerb das rettende Werk bringen und schließlich den Wanderpokal für Lindenhof erkämpfen. Nach einigen Streichen mit Schlüsseln geht das Schuljahr dann aber zu Ende.

Ich mag nicht ausschließen, dass meine Wahrnehmung von der Erwartungshaltung ‚Das ist nicht von Enid Blyton‘ etwas beeinflusst ist, aber ich finde, man merkt diesen stilistischen Bruch ziemlich deutlich. Und das leider nicht zum positiven hin. Zunächst wird das Internat als Raum deutlich offener. Andere Schulen, andere Orte und andere Akteure spielen tragende Rollen. Während es in den anderen Bänden kaum mal ein Handballspiel gegen andere Schulen gab, sind hier nun andere Schülerinnen in der Schule, es gibt eine gemeinsame Ausstellung von mehreren Schulen, die Polizei spielt eine Rolle und sogar Hanni und Nanni stehen durch die Wette wieder etwas mehr im Vordergrund – letzteres ist sogar recht positiv zu erwähnen. Aber irgendwie fehlt die typische Internatsatmosphäre, der Unterricht, das, was die ersten Bände ausgemacht hat: Die Normalität des Internatslebens mit einigen ungewöhnlichen Sachen und Streichen gewürzt, mit Konflikten und Reibereien, die aber im Rahmen des Internatslebens ausgetragen werden. Nun wird das Internatsleben pure Kulisse, nur noch der Rahmen, der auch oft durchbrochen wird – ich kann das irgendwie verstehen, nach einigen Bänden ist eben viel erzählt, was im Internat passiert (und jeden Band die gleiche Mitternachtsparty wird auch langweilig), aber es geht auch ein Teil des Originalcharmes verloren. Ich werde in den nächsten Bänden, in denen das deutlicher wird, noch häufiger darauf und die Charakterentwicklungen eingehen, aber bis dahin gibt es nur noch 3/5 Sternen – die dafür, dass immerhin noch ein Teil der alten Kulisse steht und auch noch immer ein gewisser Reiz von dem Buch ausgeht. Zum Lesen absolut in Ordnung, aber schon merklich schwächer als die ersten Bände.

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