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Gefühlte Wirklichkeiten – Volker Pispers

Cover von Gefühlte Wirklichkeiten

 

Als ich am 19. April eine Vorstellung von “bis neulich” besucht hatte, konnte ich mir die Gelegenheit, das zwar schon etwas ältere, aber noch immer lustige Buch “Gefühlte Wirklichkeiten” signiert zu erwerben, nicht entgehen lassen. Und so kam es dann, dass ich noch am Sonntag darauf das Buch zur Hand nahm und spontan durchlas.

Der erste Teil des Buches ist eine festgehaltene Form des Programmes “Damit müssen Sie rechnen”, wie es um 2000/2001 auf den deutschen Bühnen gezeigt wurde. Enthalten sind Geschichten über den neuen “Bundeskohl” Schröder, die Absurdität des Ärztesystems und der Frage, wer denn noch politisches Kabarett mache und ob die Comedy nicht eine Bedrohung für dieses sei.

Im Anschluss an diesen Teil folgen 40 niedergeschriebene Radiokolumnen, jeweils ungefähr zwei Seiten lang, in denen immer eine kleine Anekdote, die teilweise schon im vorderen Teil angesprochen wurden, erzählt wird, es wird zum Beispiel viel über die BSE-Krise erzählt, den Armutsbericht (ha, dieser Teil könnte heute 1:1 wiedererzählt werden), Schwarzgelder in der CDU oder den deutschen Fußball.

Und das war es dann auch schon, nach knapp 170 Seiten ist Schluss.

Das wichtigste zuerst: Es war sehr lustig. Natürlich, wenn man das Programm schon kennt, ist es sicherlich nichts neues, aber ich hatte den Eindruck, dass die Gags auch niedergeschrieben ganz gut funktionieren – was ja nicht immer der Fall ist. Auch wenn der Satzbau manchmal etwas kurios ist und die Sprache nicht unbedingt mit hohen literarischen Werken mithalten kann – das Buch hat diesen Anspruch nicht, sondern will unterhalten und aufwecken, genau das tut es auch.

Gefühlte Wirklichkeiten, der Titel deutet es an, beschäftigt sich mit dem Phänomen, die Wirklichkeit gar nicht so schlimm – oder so gut – wahrzunehmen, wie es eigentlich der Fall ist. Dieses Thema, das zunächst anhand der gefühlten Temperatur im Wetterbericht erklärt wird, wird immer weiter ausgebreitet und kommt zu dem Fazit, dass alle etablierten Parteien sich eigentlich nicht unterscheiden – vielleicht noch mit Ausnahme der Linkspartei. Exakt das selbe Fazit hat Pispers auch noch am 19.04.2013 gezogen – man sieht schon, dass sich innerhalb von 12 Jahren nicht sonderlich viel verändert hat.

Das Buch ist intelligent und mit viel Witz geschrieben und bringt die Gefühle des Jahres 2000/2001 mit sich. Die Frustration, dass sich trotz Rot-Grün nichts geändert hat, der überzelebrierte Abgang des “Bundeskohls” und die angespannte Situation des politischen Kabaretts werden in kurzen und pointierten Worten zu Papier gebracht – wie man es von Pispers gewöhnt ist.

In jedem Falle mochte ich das Buch sehr. Zwar ist das Buch nicht unbedingt taufrisch und wer einen Eindruck von Volker Pispers bekommen möchte, dem empfehle ich eher die CD von 2012 oder die DVD von 2010, aber für einen Pispers-Fan, der sich ein wenig in die Vergangenheit zurückversetzten möchte, ist das Buch ideal. Daher vergebe ich verdiente 4/5 Sternen für ein nicht mehr traufrisches, aber trotzdem aktuelles Buch, das für 10€ bei Amazon oder direkt im con anima Verlag erhältlich ist.

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