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Ein Fall geschickter Täuschung – Arthur Conan Doyle

Die heutige Sherlock-Holmes Geschichte ist unter verschiedenen Namen bekannt, so findet man diese Geschichte beispielsweise auch unter dem Namen „Eine Frage der Identität“ oder „Der rätselhafte Bräutigam“ – der englische Titel ist mit dem Titel A Case of Identity einheitlicher. Es ist folgerichtig der dritte Band aus der Erzählungssammlung „Die Abenteuer des Sherlock Holms“ – und um euch schon mal zu spoilern: Auch hier tritt nicht eine Leiche auf. Also, es kommt auch keine vor.

Sherlock und Watson sitzen wieder zusammen, als plötzlich eine junge Frau hereinkommt, um sich ihren Rat von Sherlock zu holen. Sie verfügt über ein kleines Einkommen, das derzeit ihr (Stief-) Vater verwaltet, der sie zugleich von gesellschaftlichen Aktivitäten fernhält. Gegen den Willen ihres Vaters zu einem Ball gegangen, lernt sie prompt einen Mann kennen, der sich in sie verliebt und schließlich nach einigen Tagen – der Stiefvater verkehrt derzeit in Frankreich – um ihre Hand anhält. Die Hochzeit soll noch möglichst schnell vollzogen werden, die junge Dame willigt ein und so wird die Hochzeit schnell und heimlich geplant. Doch am Tag der Hochzeit taucht der Bräutigam einfach nicht auf und sie sorgt sich, wo er wohl sein könnte. Holmes sieht recht schnell eine Lösung – die er bereits zwei Briefe später und am Folgetag Watson – und damit dem Leser präsentiert.

Ich verrate die Lösung an dieser Stelle mal wieder nicht, möchte aber dennoch erwähnen, dass die Lösung nicht völlig offensichtlich, aber ahnbar ist. Ich hatte so ungefähr nach der Hälfte der Geschichte, die ja mit weniger als 20 Seiten nochmal kürzer ist als die ersten beiden, eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte, dachte mir aber dann bei mir ‚das wird doch wohl nicht…?‘ – es war dann trotzdem so. Es gibt über diese Art von Krimi kaum noch etwas zu sagen, was mir aber bei diesem Titel stark aufgefallen ist, dass die Perspektive ausschließlich die von Watson ist. Das ist natürlich erzählerisch absolut sinnvoll, führt aber dazu, dass man als Leser nicht in der Lage ist, irgendwelche Hinweise auf die Lösung zu bekommen, die Sherlock sieht. Seine zahlreichen Hinweise, die er wahrnimmt, bleiben für uns als Leser nicht nachvollziehbar und dennoch beeindruckend – Sherlock hat dabei auch kein Problem, unseren Erzähler etwas freundschaftlich-herablassend zu behandeln, warum ihm das denn alles nicht auffalle.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Anspielungen auf andere Fälle, die mehr sehr gut gefallen – so wird beispielsweise auf unseren ersten Fall, Ein Skandal in Böhmen, verwiesen, die dem Detektiv eine goldene Tabaksdose einbrachte. Außergewöhnlich finde ich in diesem Fall das Ende des Bandes, das eben nicht die klassische Form von Aufklärung ist, die man erwarten würde, dennoch ist es ein eigentlich ziemlich deduktiv gelöster Whodunit. Und über das in der Erzählung geschilderte Frauenbild möchte ich lieber den Mantel des Schweigens hüllen – denn das macht die Figuren direkt etwas unsympathisch.

Davon abgesehen ist es eine weitere kurze, aber dennoch interessante Geschichte. Ich brauche jetzt nochmal einen Fundus von drei bis vier weiteren Geschichten, dann bin ich bestimmt auch besser in der Lage, die einzelnen Aspekte besser zu beleuchten und Unterschiede darzustellen. In der Zwischenzeit belasse ich es mal bei guten 3,5/5 Sternen – und hoffe eigentlich auch auf etwas längere Geschichten. 17 Seiten sind doch schon sehr wenig.

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