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Die überlistete Spiritistin – Agatha Christie

Noch immer – oder schon wieder, das Buch gibt darüber keinen Aufschluss – sitzen unsere sechs Freunde zusammen und erzählen sich eine Geschichte. Der Erzähler ist diesmal der Jurist Mr. Petherick, dem zuvor das Versprechen abgenommen wird, es handele sich dabei nicht um eine ‚juristische Spitzfindigkeit‘. Nachdem er dies zugesichert hat, erzählt er eine Geschichte von einem älteren Herrn, der auf seine alten Tage hin einen bösen Aberglauben hat. Eine Spiritistin, die Seancen abhält, schaffte es, ihn enorm von sich zu beeindrucken, er verteidigt sie gegen jede Zweifel, mögen sie auch von seinen Kindern oder einem extra eingesetzten Professor der Grenzwissenschaften gesäht worden sein. Schließlich kann niemand ihr die Scharlatanerie nachweisen, wenngleich alle in seinem Umfeld selbige vermuten. Nachdem einer seiner Söhne ihn mal wieder sehr genervt hat, schickt er nach dem Anwalt, Mr. Petherick, er möge sein neues Testament abnehmen. In diesem Testament lässt er seinen Blutsverwandten nur so viel wie nötig und begünstigt ebenjene Spiritistin. Der Anwalt nimmt dieses Testament ab, spricht dann noch kurz mit der Familie und steckt das Dokument in seinen Safe. Schließlich verstirbt der ältere Herr, doch das Testament besteht lediglich aus einem unbeschriebenen Blatt Papier. Die Ermittler tappen im Dunklen. Die Familie des älteren Herren hatte zwar ein Motiv, das Testament während Mr. Pethericks Aufenthalt auszutauschen, jedoch nicht die Gelegenheit dazu. Diese hatte jedoch nur die Spiritistin und ihre Assistentin – aber diese hatten ja überhaupt kein Motiv. Zwar hat Mrs. Marple schon früh die richtige Lösung parat, die anderen rätseln jedoch sehr lange, was hier passiert sein könnte.

Im englischen Original trägt diese Geschichte den bezeichnenden Titel Motive v. Opportunity – also Motiv vs. Gelegenheit, was den zentralen Clou der Geschichte in ziemlich wenigen Worten zusammenfasst. Ich weiß nicht, ob es ein Krimi-Genre gibt, das diese Bezeichnung trägt, aber falls nicht, würde ich dafür plädieren, ein solches einzuführen und diese Geschichte als Referenz anzunehmen, denn tatsächlich ist die Geschichte sehr geschickt, sehr exakt so gestrickt. Nett fand ich es, dass hier Miss Marple gar nicht selbst aufgelöst hat, sondern sich nur durch ein Kichern und Flüstern bemerkbar machte und so Mr. Petherick selbst zur Auflösung gebeten wurde. Zwar konnte Miss Marple am Ende noch ihre kleine Geschichte erzählen, aber es war mal eine ganz angenehme Variation, denn ansonsten ist ja der Ablauf dieser Geschichten stets der Gleiche.

Ich mochte die Art, wie die Geschichte aufgebaut ist, sehr gerne; ich fand das sehr stimmungsvoll und gut zum Mitraten geeignet. Tatsächlich hätte man auf die Lösung kommen können und ich denke, man kommt relativ schnell auf zumindest eine vage Idee, was passiert sein könnte. Insgesamt wieder eine schöne Geschichte, für die ich gerne wieder 4/5 Sternen vergebe.

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