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Die Kompanie der Oger – A. Lee Martinez

Cover von Die Kompanie der Oger

 

Wir treffen auf Never Dead Ned. Die arme Sau kann nicht sterben. Immer, wenn er stirbt, wird er wiedererweckt. Eigentlich will er gar nicht mehr sterben – oder zumindest für immer tot bleiben. Doch dann kommt seine Versetzung zur Oger-Kompanie und da geht das Sterben erst richtig los.

So ungefähr lautet der Klappentext, das war ungefähr der Eindruck, mit dem ich an das Buch heranging. Ich hab es erst im Buchhandel gesehen, dann mal die Leseprobe gelesen und irgendwie gefiel es mir ganz gut. Also mal den Verlag angeschrieben und das Rezensionsexemplar bekommen – dafür vielen Dank an den Piper Verlag. Und was ich dann gelesen habe, war das:

Never Dead Ned wird zur Oger-Kompanie versetzt, einem unorganisierten Haufen voller wildem Armeeausschluss. Alle möglichen Rassen sind hier vertreten. Bei der Ankunft macht Ned einen gemischten Eindruck, zwei Frauen verschiedener Rassen reißen sich um ihn, er stirbt mehrmals und irgendwie schafft er es, der Armee ein bisschen auf die Beine zu helfen – das schafft er mit seinem kooperativen Führungsstil, der diejenigen, die sonst die Anführer töten und sich gegen diesen verschwören, einfach mit einbezieht, weil er genau weiß, dass diese Offiziere mehr leisten können als er.

Dann bekommt er irgendwann Besuch im Tod und man redet ihm ein, dass er das Produkt einer „Irren Leere“ sei, übermenschliche Kräfte auslösen kann, aber dafür da ist, dass diese vernichtenden Kräfte nicht ausbrechen, deshalb ist er am Leben. Bald wird er dann von den bösen Dämonen entführt, die nach seiner Macht hungern – und das ist der Auslöser für Kompanie der Oger, endlich mal in den Krieg zu ziehen und etwas aus sich zu machen.

Um es vorweg zu nehmen: Das Buch hat meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich hatte mir eigentlich eine schlüssige, aber witzige Geschichte gewünscht und nach dem ersten Kapitel auch irgendwie erwartet. Was ich dann letzten Endes bekommen habe, weiß ich leider gar nicht so genau. Aber fangen wir mal an.

Die Welt wirkt irgendwie etwas unmotiviert zusammengestellt. So ganz schlüssig wird da nichts erklärt oder näher ausgeführt, warum Sachen passieren, wird oft nicht erklärt und man weiß eigentlich gar nicht, wie die Welt so wirklich funktioniert. Das ist an sich noch nichts schlimmes, das ist oftmals bei Hohlbeins Büchern nicht viel besser, aber Hohlbein entfaltet zumindest eine Form von Spannung, denn:

Wirklich spannend ist das Buch nicht. In der ersten Hälfte geht es eigentlich nur um den sterbenden Ned und seine Probleme mit den beiden ihn anhimmelnden Frauen, im zweiten Teil passiert dann schon deutlich mehr, aber wirklich so spannend wird es eigentlich nie. Es gibt ein paar ganz nette Szenen mit der roten Frau und auch die Gefangenschaft in der schwarzen Burg hat einige nette Stellen, aber insgesamt werden die Spannungsbögen immer sehr schnell aufgelöst.

Martinez hat einige spannende Ideen, die Kompanie selbst als „Resteverwertung“ ist gut erdacht und ist mit einigen starken Charakteren besetzt und gerade Ned selber ist ein interessanter Charakter, einer, der scheinbar gar nicht selbst handelt, sondern nur passiv durch seine Umstände agiert, aber dennoch eine eigene gestärkte Persönlichkeit hat und dem auch aktives Handeln nicht unbekannt ist. Das fand ich ziemlich gut und eigentlich war es nur Ned selbst, der mich an dem Buch gehalten hat. Die Liebesgeschichte, in der sich zwei Frauen um Ned geprügelt haben, fand ich leider gar nicht witzig, sondern einfach nur nervig – auch wenn es genau so wirken sollte, war es doch etwas zu viel des Guten.

Kommen wir zum Humor: Der war leider nicht unbedingt mein Geschmack. Gerade am Anfang gibt es einige nette Seitenhiebe, die so ansatzweise die gesellschaftlichen Probleme aufgreifen und das in ihrer Form schon ganz lustig machen, aber im zweiten Teil geht mir der Humor mitunter völlig verloren.

Mein großes Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ernst sich das Buch nimmt. Der zweite Teil könnte entweder eine nicht so ganz gelungene Parodie auf alle High-Fantasy Bände sein oder ein nicht so ganz gelungener High-Fantasy Roman – ich will damit sagen, dass das Buch auf dem schmalen Grad zwischen Parodie und echter Fantasy wandert, ein Punkt, der mir nicht so wirklich geschmeckt hat, weil ich nie wusste, wie ich eine Stelle lesen sollte und mir keiner meiner beiden Interpretationsansätze so gut gefiel. Die epische Schlacht zwischen Gut und Böse am Ende beispielsweise ist so klischeehaft, dass sie durchaus parodistisch gemeint sein könnte, aber auch Martinez völliger Ernst sein könnte – ich weiß es nicht, aber für eine Parodie finde ich sie nicht überzeichnet genug und um Ernst zu sein, ist es leider einfach zu un-episch geschrieben.

Alles in Allem war das nicht so wirklich mein Buch. Aber es hat durchaus seine Zielgruppe. Für Fantasy-Einsteiger oder solche, die glauben, Fantasy nimmt sich selbst zu ernst, mag das durchaus ein witziges oder sogar spannendes Buch sein, mein Fall ist es leider nicht so wirklich. Daher gebe ich immerhin noch 2,5/5 Sternen. Wer mag, kann sich ja beim Piper-Verlag nochmal reinlesen.

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