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Die Känguru-Chroniken – Marc Uwe Kling

Cover von Die Känguru-Chroniken

 


Yay, endlich mal wieder eine Rezension. Und sogar in Wellenform, denn ich habe inzwischen doch einige Rezensionen offen.

Über dieses Buch bzw. Hörbuch bin ich jetzt schon häufiger gestolpert und als ich diesen Monat bei audible mein Freiguthaben bekam, schlug ich spontan zu und besorgte mir die ungekürzte Form diese Hörbuch – auch noch live eingesprochen, was mir ziemlich gut gefällt.

Gesagt, gekauft und gehört. Inzwischen schon dreimal. Das sagt wohl schon alles aus.

Marc-Uwe ist Kleinkünstler und neulich ist ein Känguru bei ihm eingezogen. Das Känguru ist süchtig nach Schnapspralinen, Kommunist und war früher beim Vietkong. Damit ist eigentlich schon alles gesagt, denn in den folgenden 4 Stunden, nachdem das Känguru eingezogen ist, werden die verschiedensten Anekdoten erzählt. Vieles läuft darauf hinaus, dass das Känguru „Mein“ und „Dein“ als bürgerliche Kategorien ansieht, das Wirtschaftssystem stürzen will und ständig pleite ist. Aus seinem unveröffentlichten Hauptwerk „Opportunismus und Repression“ wird ebenfalls häufig zitiert. Marc-Uwe ist wie gesagt, Kleinkünstler und schreibt kurze Gedichte, die er dem Känguru vorträgt – wovon dieses zumeist mäßig begeistert ist.

Mir gefallen die Känguru-Chroniken ziemlich gut. In Buchform hätte es mir wahrscheinlich nicht so gut gefallen, denn gerade Klings Stimmlage, die etwas resigniert und so typischerweise kapitalismuskritisch-müde klingt, trägt viel dazu bei, die Stimmung, die Unzufriedenheit mit dem System, aber gleichzeitig auch die Attitüde der Generation YOLO zum Ausdruck zu bringen. Von der Wahl des Films für den DVD-Abend gelangen die beiden zur Kritik am Kapitalismus, aus dem Werbespot für den Film davor geht es um Industriepropaganda, Hegels Hauptwerk von der zentralen Rolle der eigenen kognitiven Leistung wird auf „Denken ist wichtig“ heruntergebrochen und als das Känguru Geld fürs Bahnhofsklo braucht, schwadroniert es über die „Überkapitalisierung der niedersten Lebensbereiche“. Und genau diese Form macht dieses Hörbuch ziemlich eigenartig und weckt in mir eigene kreative Ambitionen und ist ziemlich inspirierend in seiner Resignation.

Die Känguru-Chroniken sind einerseits lustig und andererseits auch ziemlich tiefgründig – man muss das Tiefgründige manchmal etwas suchen, aber häufig drängt es sich auch so an die Oberfläche, dass man davon erschlagen ist. Dadurch kann es vorkommen, dass die Message dahinter etwas verloren geht, aber der Eindruck wird auf jeden Fall erzeugt.

Mir gefiel das Hörbuch ziemlich gut. Es hat sicherlich auch das ein- oder andere unspannende Kapitel zu bieten, aber generell lohnt es sich – und für die 10€, die es bei audible kostet, definitiv. Ich gebe also gut und gerne 4,5/5 Sternen. Wer möchte, kann es natürlich auch als die CD-Ausgabe für 14,99€ kaufen.

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