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Der unsichtbare Killer – Peter F. Hamilton

Ich habe fast vier Monate an diesem Buch gelesen. Das ist eine ziemlich lange Zeit für ein einzelnes Buch – was aber auch damit zusammenhängt, dass ich in diesen Monaten immer nur ziemlich wenig Lesezeit freischaufeln konnte – aber 1130 klein beschriebene Seiten brauchen nun mal ihre Zeit. Es ist damit eines der längsten Bücher, die ich in den längsten Jahren gelesen habe – ob es auch eines der besten war, wird hoffentlich in den nächsten Sätzen deutlich.

In Newcastle, im Jahr 2142 geschieht ein seltsamer Mord. Ein Mitglied einer führenden Klonfamilie wird mit fünf Klingen ermordet und dann in einen See geworfen. Und selbst eine ziemlich aufwendige Fahndung bringt keine wirklichen Ergebnisse. Doch der Fall erinnert an einen seltsamen Fünffachmord von vor 20 Jahren. Angela Tramelo wurde damals verhaftet, doch ihre Erinnerungen zeigen eindeutig ein seltsames Alien mit fünf Klingen am Arm und belegen ihre Unschuld. Es wird nun in den Wäldern eines Kolonieplaneten die Heimat des Monsters vermutet, da auf diesem Planeten die früheren Morde geschahen. Eine unfassbar aufwendige Expedition wird ins Leben gerufen, dazu wird Angela Tramelo mit ins Boot und aus dem Gefängnis geholt. Doch die Operation wie auch die Ermittlung auf der Erde verschlingen nur Unmengen an Kosten und liefern keine Ergebnisse. Es beginnt, klarzuwerden, dass es sich um eine Verschwörung innerhalb der Familie halten muss. Währenddessen gibt es auf dem Kolonieplaneten weitere Morde, die Expedition droht zu scheitern und die Moral der Truppe ist entsprechend auf dem Tiefpunkt. Die Ermittlungen präsentieren den Fahrer der Leiche und verhaften ihn, der wahre Mörder bleibt jedoch unbekannt.

Wie das Buch dann ausgeht und was dann passiert, möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Aber ich muss gleich zu Anfang sagen, dass das Ende natürlich nicht alle Fragen restlos beantwortet, aber dennoch eine gutes, schlüssiges und nachvollziehbare Auflösung der ganzen Geschichte liefert – ein Punkt, bei dem sich viele Autoren langer Bücher gerne mal verzetteln.

Was ist das also für ein Roman? Es ist ein Science-Fiction-Krimi, wenn ich das mal so ausdrücken möchte. Die Geschichte ist nicht per se eine Science-Fiction-Geschichte, aber setzt eine relativ typische Science-Fiction-Welt voraus. Damit hängt natürlich zusammen, dass alles in dieser Welt, was von den Akteuren als normal begriffen wird, erklärungsbedürftig ist, dass die gesamte Funktionsweise einer Ermittlung, einer solchen Expedition für den Leser neu und unbekannt ist. Die Motive sind allesamt keine radikal neuen Erfindungen, auch wenn ich persönlich diesen Mehrweltenansatz und das System von Abschiebung auf neue Welten und den Kolonialgeist ziemlich hübsch fand – ich habe so etwas noch nicht so häufig gelesen und fand es ziemlich gut! In dieses Setting hinein (das auch Klonfamilien und genetische Probleme des Klonens umfasst) kommt dann diese Kriminalgeschichte, die für sich ebenfalls schön angelegt ist. Ein Mord, der auch genau diese Welt erfordert, der auf den ersten Blick zumindest mittelfristig lösbar wirkt, der aber durch sein prominentes Opfer höchste Priorität bekommt. Schließlich noch die Geschichte um Angela Tramelo, die in zahlreichen Rückschauen im Laufe des Buches immer weiter beleuchtet wird.

Mir gefiel diese Darstellung der Welt und der Abläufe dort sehr gut, beeindruckend war ich davon, wie gut die Handlungsstränge verwoben sind – wenngleich ich am Anfang von den verschiedenen komplexen Strängen und ihren jeweils wieder unterschiedlichen Welten etwas überfordert war. Aber man liest sich dort hinein und kann dann ganz in diese Welt abtauchen. Es ist sicherlich kein ganz trivialer Roman, es erfordert schon einige Vorstellungskraft und etwas Konzentration, um dort einzutauchen. Lässt man sich auf die Welt ein, möchte man am liebsten gar nicht mehr heraus, alles wird schlüssig, plastisch und lebendig erklärt – auch die nicht so poetischen Sachen werden adäquat aber nicht abstoßend dargestellt – eine zerfetze Leiche ist eben keine Blumenwiese.

Ich kann den Roman in jedem Fall empfehlen. Er ist ziemlich umfangreich, aber er lohnt sich in jedem Fall, falls ihr Lust auf einen sehr gelungenen Science-Fiction-Krimi habt. Die Kombination eines klassischen Krimis, bei dem an zwei Fronten ermittelt wird im Kontext einer völlig fiktiven Science-Ficiton-Welt gefiel mir ausgesprochen gut und ich zögere daher auch nicht, dem Roman volle 5/5 Sternen zu geben. Inzwischen gibt es für gut 10€ sogar eine günstigere Taschenbuchausgabe des Romans. Also warum zögert ihr noch?

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