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Der rote Badeanzug – Agatha Christie

Jetzt ist Joyce Lempiere mit dem Erzählen dran. Die Künstlerin erzählt ebenfalls eine Geschichte, die sie so erlebt hat, als sie eigentlich nur in einem Fischerdorf etwas malen wollte. Das alte Gasthaus dort hatte es ihr angetan, weshalb sie es abmalen wollte. Dabei hörte sie einen recht trivialen Dialog. Ein Mann und seine Frau trafen eine alte Bekannte, die den Plan hatten, nach dem überraschenden Wiedersehen gemeinsamen schwimmen zu gehen. Das taten sie auch, wobei die neu Dazugestoßene erst später kam, sie wollte noch ein wenig spazieren gehen. Währenddessen, in ihre Malereien versunken, stellt Joyce fest, dass sie scheinbar Blutstropfen auf ihr Bild gemalt hat. Sie erzählt das dem Fischer am Ort, dass sie diese Blutstropfen gemalt und auch gesehen hat und dieser erzählt ihr, dass es im Ort eine Legende gibt, die besagt, dass wenn jemand Blutstropfen sieht, innerhalb der nächsten 24 Stunden jemand anderes tot aufgefunden wird.

Mit diesen schrecklichen Bildern allein gelassen, reist Joyce kurze Zeit später ab. Erst im Nachgang erfährt sie, dass tatsächlich jemand tot aufgefunden wurde – die Frau des oben beschriebenen Mannes ist beim Schwimmen umgekommen, mutmaßlich mit dem Kopf gegen eine Klippe gestürzt, nachdem sie zuvor abrutschte.

Nach dieser Geschichte ist die Stimmung etwas gedrückt, Sir Henry meint gar, es sei gar kein Problem, sondern eine Geistergeschichte und Joyce sei ein Medium. Die Männer rätseln noch ein wenig – die Vermutungen reichen von Zufall bis Verbrechen – bevor Miss Marple sagt, dass das doch unfair sei, weil Männer für so etwas keinen Blick hätten. Joyce gibt das zu und löst die Geschichte auf.

Ich muss zugeben, auch ich hatte bei dieser Geschichte Schwierigkeiten, eine Erklärung zu finden. Meine Vermutungen gingen schon irgendwie vage in diese Richtung, aber ich wäre vermutlich auch nach einem Rätseln nicht darauf gekommen – was ich eigentlich immer ganz schön finde, ich bin auch nicht so der begnadete Rätsellöser. Als ich dann die Auflösung erfuhr, war ich von der Geschichte jedoch sehr angetan und mochte auch hier die Grundidee, die der Geschichte zugrunde lag. Leider kann ich, ohne diese zu verraten, euch nicht mehr erzählen, aber es ist eine sehr clevere Geschichte. Mal wieder kommt Miss Marple kaum zum Tragen – sie hat dieses mal auch nur wenige Zeilen Text, dafür passt die Geschichte ziemlich gut zu Joyce. Sie als Künstlerin erlebt etwas, was zunächst etwas übersinnlich angehaucht scheint – das ist schon eine ziemlich gelungene Idee, bei der sich mir die Frage stellt, ob wohl zuerst die Geschichte oder zuerst die Figur da waren. Ein Krimi mit geschlossener Personenanzahl in einem beschränkten Raum ist es jedoch nicht, theoretisch sind auch viele andere Lösungen denkbar. Von der klassischen Whodunit-Konstruktion die Agatha Christie so berühmt gemacht hat, ist hier nichts zu sehen. Dennoch gebe ich auch dieser Geschichte, die ich erneut sehr gelungen fand, wieder gerne 4/5 Sternen.

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