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#dbp18: Die Verleihung

Gestern Abend war es dann endlich so weit. Fast zwei Monate nach Bekanntgabe der Longlist wurde gestern im Kaisersaal des Frankfurter Römer vergeben. Die sechs Nominierten Autor*Innen waren anwesend – eine Pflicht dazu scheint es nicht offiziell zu geben, es wird aber doch wohl ein sanfter Druck gemacht. Das Event konnte im Livestream verfolgt werden, der Deutschlandfunk übertrug es auch im Radio. Leider war der Livestream auf der Internetseite des Buchpreises für mich durchgängig nicht verfügbar, sodass ich dann auf den Facebook-Livestream ausgewichen bin. Wie üblich gab es eine kurze Leseprobe und einen Imagefilm zum jeweiligen Buch, bevor dann gegen 18:55 der Vorsitzende des Börsensvereins auf das Podium trat, um den Preisträger zu verkünden.

Im Vorfeld habe ich viel spekuliert, wer den Preis bekommen könnte. Als Favorit wurde in einigen Medien Stephan Thomes Gott der Barbaren kolpotiert. Das hielt sich allerdings schon aus zwei Gründen für unwahrscheinlich: Der Suhrkamp-Verlag wurde erst im letzten Jahr mit dem Preis prämiert und es waren nun drei Jahre infolge Männer, die einen Preis erhielten. Aus demselben Grund hielt ich auch Maxim Biller für unwahrscheinlich. Gleichwohl hätte ich es Stephan Thome sehr gegönnt, er stand nun insgesamt drei Mal auf der Shortlist des Preises, ohne ihn jemals zu gewinnen.

Am meisten gefreut hätte ich mich über das Buch Nachtleuchten von Maria Cecilia Barbetta, weil es mich von allen Leseproben der Shortlist am Meisten angesprochen hat. Die Katze und der General fand ich zwar recht ansprechend, aber mit 750 Seiten auch sehr umfangreich – erst vor drei Jahren wurde ein so langes Buch prämiert (und anschließend, wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, kaum verkauft). Über den Vogelgott und Archipel habe ich mir nur wenig Gedanken gemacht. Beide fand ich zwar ganz reizvoll, aber beide waren nicht meine Favoriten.

Überraschend gewonnen wurde der Preis dann von Inger-Maria Mahlke mit Archipel! Sie war auch sichtlich überrascht und überwältigt von der Verleihung des Preises an sie und richtete einige Worte des Dankes an Barbara Laugwitz – die Verlegerin des Rowohlt-Verlages, die vor wenigen Wochen unter seltsamen Umständen entlassen wurde – sagte, man könne Bücher nicht mit Joghurt vergleichen, obwohl auch letzterem eine außerweltliche Erfahrung zugesprochen werde. Mit diesen Worten endete die Verleihung und hinterließ mich einigermaßen verwirrt und überrascht über das Preisträgerbuch.

Von der Jury besonders gelobt wurde wohl, dass die Autorin im Buch sozusagen rückwarts, also von der Gegenwart ausgehend, erzählt, es ist eine Familiengeschichte auf Teneriffa, die ein bewegtes Jahrhundert in Spanien beschreibt. Wir schon erwähnt war das nicht unbedingt mein Favorit, aber zumindest ist es keiner dieser fast schon etwas beliebigen Kalter-Krieg-im-Ostblock-Romanen geworden. Ich bin jedenfalls ziemlich gespannt darauf und werde mich auf ihre Erzählweise einlassen. Das Buch habe ich jedenfalls bestellt und werde es hoffentlich in wenigen Tagen im Empfang nehmen können, in der Hoffnung, dass der Verlag zügig nachdruckt.

In diesem Sinne endet nun der Buchpreismodus dieses Blogs und nachdem ich in dieser Woche noch die Monatslisten der letzten beiden Monate nachreichen werde, geht es in der kommenden Woche wieder mit dem normalen Blogprogramm weiter. Es folgt dann zwar noch eine Rezension dies Siegertitels, gebt mir dafür aber bitte noch einige Wochen Zeit, das Buch muss es nicht nur zu mir kommen, sondern dann auch gelesen werden.

Was haltet ihr von der Preisverleihung? Habt ihr das Buch vielleicht schon gelesen und könnt einschätzen, ob es den Preis zu Recht erhalten habt? Oder hättet ihr euch einen anderen Titel gewünscht?

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