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By its Cover – Donna Leon

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Ein neues Jahr, ein neuer Leon. Inzwischen zum dreiundzwanzigsten Mal ein Roman mit Brunetti. Donna Leon erzählte einst in ihrem Interview, dass das ja alles gar nicht so schwer sei und sie einfach jeden Tag eine Seite schreiben brauche. Das verrät einiges über das Selbstbild von ihr, die sie sich wohl eher als eine Handwerkerin, als wirklich als typische ‚Künstlerin‘ sieht. Aber kommen wir zum Buch.

In einer Bibliothek werden Bücher entwendet und teilweise werden einzelne Seiten aus ihnen herausgetrennt. Brunetti findet nach einiger Zeit heraus, dass der dort arbeitende Wissenschaftler unter falscher Identität hereingekommen ist. Und als dann ein örtlicher Stammgast tot aufgefunden wird, tuen sich ganz neue Abgründe auf und Brunetti taucht in ein Netz aus Kunstdiebstahl und Antiquitätenschwarzmarkt ein.
Um nicht zu viel zu verraten, habe ich nicht viel mehr als im Klappentext erzählt, aber ich denke, man bekommt einen adäquaten Eindruck vom Buch.

Daniel Scholten sagte in einem Podcast einst sinngemäß, dass Donna Leon nur ein Mittel habe, um in ihren Krimis Atmosphäre zu erzeugen – nämlich das Einstreuen von italienischen Vokabeln an jeder passenden und unpassenden Stelle. Nun, das ist sicherlich mit einem Augenzwinkern zu sehen, aber dennoch ist da was dran. Tatsächlich stört mich das aber nicht so sehr, gut, wenn man drauf achtet, fällt es einem sicherlich auf, aber irgendwie ist man so gut daran gewöhnt, dass man die Vokabeln kaum noch als Fremdkörper wahrnimmt. Und immerhin, es klappt mit dem Atmosphäre erzeugen. Ich denke aber, jeder der Donna Leon liest, weiß, worauf er sich damit einlässt.

By its Cover ist ein durchaus interessanter Krimi. Er ist nicht so wahnsinnig spannend aufgebaut, einiges kann man durchaus vorhersehen, aber er ist in sich schlüssig und handwerklich gut gemacht – gut zu lesen ist er in jedem Fall. Zwar war der Kunstdiebstahl bereits mal bei Acqua Alta Thema, aber hier ist der Band insgesamt etwas kleiner und nicht so verstrickt aufgebaut. Generell ist das so mein kleiner Kritikpunkt an diesem Band: Er ist ziemlich belanglos. Die zahlreichen kurzen Abschweifungen sind wir von Leon ja durchaus gewöhnt, aber hier tragen sie gar nichts dazu bei, es wird kein großes Thema aufgerissen – so wie es in Beastly Things die Schlachterei, in The Golden Egg die Behinderung war – hier klingt in einer kleinen Szene mal ein bisschen was zum Thema Spielsucht an, aber das war es dann auch schon.

Kurz gesagt: Leon bleibt Leon. Wer schon die anderen Bänder mit Brunetti mochte, wird diesen auch nicht besonders schlecht finden, wer noch die einen Brunetti gelesen hat, dem würde ich eher die Vorgängerbände, die ich beide recht gelungen fand, ans Herz legen. Es ist aber durchaus ein solider, kurzer Krimi, der einem eine Zugfahrt sicher versüßen kann. Ich vergebe daher mal solide 3,5/5 Sternen und werde wohl auch den nächsten Krimi lesen, wenn ich günstig rankomme.

Die deutsche Ausgabe von By its Cover trägt den Titel ‚Tod zwischen den Zeilen‘ und erscheint am 20. Mai 2015 beim Diogenes-Verlag.

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