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1Q84 – Kapitel 11: The Human Boy Is A Temple

Rezensionen? Morgen. Warum ich das weiß? Sie ist schon vorbereitet!

Wir sind wieder bei Aomame, die sich gerade in einem Club befindet, in dem Männer Frauen für einen One-Night-Stand ansprechen – wieder eines dieser eher Sexlastigen Kapitel.

Doch zunächst erzählt Aomame von ihrem Werdegang. An einer Sporthochschule war sie sehr erfolgreich und erlernt auch das Massieren, später war sie als Trainerin in einen Elite-Sportclub tätig und gab dort Selbstverteidigungskurse für Frauen, die darauf basierten, einem Mann möglichst wirkungsvoll zwischen die Beine zu treten – was dem Management nicht gefiel, weil es einigen männlichen Clubmitgliedern nicht passte, weshalb diese speziellen Kurse eingestellt wurden.

Eines Tages belegte eine Frau ihren Kurs und hinterlässt ihr anschließend eine Telefonnummer, verabredet sich mit ihr zu einem Essen und möchte gerne Privatkurse haben. Später spricht sie mit ihr über ihre Erlebnisse, ob sich Aomame schon mal ernsthaft zur Wehr setzen musste und dann kommt die Zeile “Later, when Aomame finally opened up to the dowager, she would also open a new door in her life”.

Nach dieser Zeile wird Aomame von einer anderen Frau unterbrochen, die eine Polizistin ist und mit ihr zusammen auf Männerjagd gehen möchte. Sie verstehen sich augenscheinlich gut, Aomame verschweigt ihr jedoch, dass sie auf der anderen Seite des Gesetzes arbeitet. Sie tauschen sich über ihre Vorlieben aus und das Kapitel endet, als sie sich gerade zusammen an zwei Männer heranmachen wollen.

Dieses Kapitel hat mal wieder augenscheinlich nichts mit der Handlung zu tun, aber es ist spannend, zu erfahren, wie Aomame zu ihrem – noch immer nur angedeutetem – Beruf gekommen ist und wie sie über den Körper denkt. Generell ist Aomame ein sehr interessanter Charakter, gegen Ende des Kapitel wird auch noch ihre Einstellung zu einer festen Beziehung deutlich. Das Problem der veränderten Welt wird nur am Anfang kurz aufgegriffen und einmal kurz, als sich die andere Frau als Polizistin outet.

Im Kapitel gibt es klare feministische Ansätze, die Polizistin, die keine Waffe führen darf, Aomame, die ihre Kurse nicht geben darf, weil sich Männer beschweren, Murakami ist hier ziemlich gesellschaftskritisch und auch sehr aktuell, denn solche patriarchalischen Strukturen gibt es auch noch heute und auch hier in Deutschland, man denke an die Frauenquote, die die Nation spaltet. Mir gefällt das gut, auch wenn es schon ziemlich eindeutig formuliert ist, stört es mich nicht und Aomame sieht sich selbst auch nicht als militante Feministin.

Ich weiß nicht, wozu dieses Kapitel dienen soll. Im Moment werden (noch?) viele Charaktergeschichten erzählt, vielleicht soll auch ein weiterer wichtiger Nebencharakter eingeführt werden? Wie sooft lässt mich Murakami relativ ratlos, aber fasziniert, zurück. Und so verbleibe ich bis übermorgen (nein, bis morgen, zu einer Rezension!)

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